Hina Jilani (Pakistan)


 

Peacewomen

«Anwältin Hina Jilani, die 1979 unter Kriegsrecht zu praktizieren begann, hat Maßstäbe für den Schutz von Menschenrechten und für ihren eigenen Berufsstand gesetzt.»

Hina Jilani (geboren 1953) hat Maßstäbe für den Schutz von Menschenrechten in Pakistan gesetzt, vor allem für die Rechte von Frauen. Seit mehr als zweieinhalb Jahrzehnten kämpft diese engagierte Anwältin gegen diskriminierende Gesetze, die Frauen zu Bürgerinnen zweiter Klasse in ihrem eigenen Land gemacht haben. Auch hat sie Maßstäbe für ihren eigenen Berufsstand gesetzt, indem sie Hunderten von Klienten/-innen kostenlosen Rechtsbeistand gewährte, und eine Zufluchtsstätte für Frauen, die vor Gewalt und Missbrauch geflohen waren, errichtet hat.

Hina Jilani begann 1979 als Rechtsanwältin zu arbeiten, zu einer Zeit, als Pakistan unter Kriegsrecht stand und von Demokratie nichts zu erkennen war. Das Regime nutzte obskure Auslegungen des islamischen Rechts, um Frauen die rechtliche Gleichstellung zu verweigern, die ihnen verfassungsmäßig zustand. Es war die schlimmste aller Zeiten, doch andererseits auch die beste: Gegen ungerechte Gesetze zu kämpfen wurde zu Hinas Mission. Sie nahm einen Fall nach dem anderen an, in dem es um Freiheitsentzug oder die Verletzung des Rechts von Frauen auf Sicherheit unter diskriminierenden Gesetzen ging. Oft gewann sie vor Gericht, zum Beispiel beim Recht einer Frau, einen Mann ihrer Wahl ohne Einwilligung eines Vormunds zu heiraten. In Gerichtssälen landesweit wurden diese Urteile als Präzedenzfälle von Anwälten/-innen herangezogen, die Unrecht gegen Frauen beseitigen wollten.
Hinas Arbeit für weibliche Opfer von Gewalt führte zur Schaffung einer ersten Zufluchtstätte für Frauen im Privatsektor. Es war sogar die erste im Land, die ihre Bewohnerinnen als Erwachsene mit dem Recht zu wählen, wie sie leben wollen, anerkannte. Hina und ihre Schwester Asma Jahangir, auch eine Menschenrechtsanwältin, gründeten 1986 die AGHS-Zelle für Rechtsbeistand, das erste Zentrum für kostenlose Rechtshilfe in Pakistan.
Hinas Arbeit hat auch anderen unterdrückten Menschen geholfen. Ihr Engagement zu Schuldknechtschaft führte 1992 zu dessen gesetzlicher Abschaffung. Ihr Kampf für die Rechte von Kindern, vor allem deren Schutz bei gefährlicher Arbeit, veranlasste die Regierung, die Beschäftigung von Kindern gesetzlich zu regeln. Hina wurde mehrfach bedroht; eine Mandantin wurde vor ihren Augen erschossen; ein anderes Mal wurden Familienmitglieder von Bewaffneten bedroht, als sie unterwegs war. Die Drohungen sollten sie zum Auswandern veranlassen, doch sie weigerte sich und lebt und arbeitet weiter in Lahore.

AGHS Legal Aid Cell (AGHS-Zelle für Rechtsbeistand)
Südasien | Pakistan

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