Pauline Tangiora (Neuseeland)


 

Peacewomen

«Wir müssen uns zusammensetzen, miteinander essen, beten und dann wirklich miteinander reden. Dann merken wir, dass, nun ja, wir zwar einige Differenzen haben, diese aber nicht unüberwindbar sind. »

Pauline Tangiora ist Maori-Stammesälteste vom Rongomaiwahine-Stamm an der Ostküste der Nordinsel Aotearoa. Sie ist ehemalige Präsidentin und derzeitige Vizepräsidentin von WILPF-Aotearoa, ehemalige Repräsentantin des Weltrats für Indigene Völker und Mitglied des Earth Council (Rat der Erde). Sie sagt: “Meine Vorstellung von Regierung ist, dass man ein Land nicht mit der Rute der Partei, sondern mit konkreten Angeboten regiert. Dabei kommen Menschen mit all ihren Fähigkeiten zusammen, gleichgültig welcher Herkunft und aus welchen Arbeitsfeldern, um für das Wohl der ganzen Gemeinschaft zu arbeiten.”

“Wie kann es einen gerechten Krieg geben? Kein Krieg ist gerecht. Im Jahre 2003 besuchte ich ein Krankenhaus im Irak. Ich sah eine junge Mutter mit ihren drei Kindern. Sie erzählte mir, dass sie im ersten Golfkrieg im Süden des Landes war, wo die Amerikaner uranhaltige Waffen einsetzten. Jetzt, 11 Jahre später, waren alle ihre Kinder mit Leukämie geboren, zwei hatten Krebs und das Baby, so hieß es, würde sterben. Das ist sicher das Äußerste, was Menschen einander antun.
Ich erlebe aber auch Erfreuliches. Beim Welt Forum der Fischereivölker in Thailand sollten wir Thai-Fischer/-innen an der Grenze zu Malaysia treffen. Sie sollten umgesiedelt werden, weil die Regierung eine Gas- oder Ölanlage in der Gegend plante. Ich sollte eine Rede halten und erzählte ihnen, dass ich verstand, warum sie sich ihrem Land verbunden fühlten. Am Ende der Rede waren sie sehr glücklich und sagten, das sei genau das, was sie empfanden, aber niemand kümmerte sich darum. Hier war ihr Land, ihre Arbeit, ihr spirituelles Leben, ihr Miteinander, die Verbindung mit den Menschen jenseits der Grenze – wie könnten sie ihre Seele hier wegreißen und woandershin verpflanzen? Deshalb machte es ihnen Hoffnung, dass auch andere das sahen.
Ein Gefängnis ist ein schrecklicher Ort, aber auch ein Ort für Hoffnung. Schon seit 40 Jahren mache ich Gefängnisbesuche. Auch wenn ein Familienmitglied straffällig geworden ist, kann man die Menschen nicht einfach fallen lassen. Es ist doch besser, sie kommen heraus und wissen, dass man sich genug sorgte, um sie wöchentlichen zu besuchen oder ihnen zu schreiben. Vor langer Zeit habe ich einmal einem Gefangenen eine Karte geschrieben. Jahre später erzählte mir ein Wärter: “Dieser Mann hat die Karte, die Sie ihm vor 20 Jahren geschrieben haben, immer in einer Plastiktüte in seiner Tasche und manchmal sieht man ihn, wie er draußen sitzt und sie liest.”

Maori Women’s Welfare League (Wohlfahrtsverband der Maori-Frauen)
World Forum for Fisher Peoples (WFFP) (Weltforum für Fischereivölker)
Indigenous Initiative for Peace (Indigene Friedensinitiative)
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