Erzsebet Turos (Romanien)


 

Peacewomen

«Verglichen mit der desaströsen Pflegesituation, als ich anfing hier zu arbeiten, haben wir Fortschritte gemacht und ich schaue optimistisch in die Zukunft.»

Erzsebet Turos arbeitet seit mehreren Jahren als Allgemeinärztin in einem psychiatrischen Krankenhaus in Borsa im Bezirk Cluj, Rumänien. Bei ihrer Ankunft war das Krankenhaus der reine Horror und passive Euthanasie fand wiederholt statt. Dr. Turos wird von den 230 Patienten/-innen für ihre Fürsorge und Hilfe hoch geschätzt. Sie hat Beschäftigungstherapie und soziale Aktivitäten eingeführt, die es zuvor nicht gab. Seit Dezember 2002 arbeitet sie mit dem deutschen Verband Beclean e.V. zusammen, der von Beschäftigten eines süddeutschen psychiatrischen Krankenhauses zur Hilfe für Rumänien gegründet wurde.

Erzsebet Turos arbeitet seit neun Jahren im psychiatrischen Krankenhaus in Borsa. Als sie anfing, gab es 215 chronische Patienten/-innen mit verschiedenen Diagnosen: Schizophrenie, Alkoholismus, Epilepsie und Demenz. Für diese gab es nur zwei Ärzte/-innen: einen Psychiater, der auch der Leiter des Krankenhauses ist, und eine Allgemeinärztin, die das Krankenhaus bald nach Dr. Turos’ Ankunft verließ. Seit damals ist kein weiteres medizinisches Personal nach Borsa gekommen.
Das Krankenhaus befindet sich in einem alten Schloss, das vor der kommunistischen Ära einer Adligenfamilie gehörte. Es ist das einzige psychiatrische Krankenhaus für Patienten/-innen mit chronischen Erkrankungen im Bezirk Cluj. Das Gebäude war in einem furchtbaren Zustand, als Dr. Turos ankam, und ist es bis heute. Obwohl es komplett renoviert werden müsste, wird das aus Denkmalschutzgründen nicht erlaubt. Es gibt mehrere ungesunde große Räume mit 15 bis 20 Betten und ohne eigene Badezimmer. Dadurch sind die Patienten/-innen gezwungen, ohne jegliche Privatsphäre zusammenzuleben, was täglich zu Streit führt. “Als ich hier anfing, berührte mich die Situation in Borsa: katastrophale Zimmer und Gestank. Aber ich empfand Mitgefühl mit den Patienten/-innen und so konzentrierte ich mich darauf, was ich tun musste. Bis heute ist es schwierig, unter diesen Bedingungen zu arbeiten”, sagt Dr. Turos.
Borsa ist ein kleines Dorf und hat wie die meisten rumänischen Dörfer eine schlechte Infrastruktur. Die Wasserversorgung funktioniert nicht und ist zu 100% regenwasserabhängig, so dass es sehr schwer ist, die Hygiene aufrechtzuerhalten. Krätze und Läuse sind verbreitet. Borsa liegt zudem sehr isoliert, in jedem Sinne des Wortes. Die nächste Stadt, Cluj-Napoca, ist 45 km entfernt, aber nur über eine sehr schlechte Nebenstraße zu erreichen. “All diese Dinge zusammen bilden den Grund, dass keine neuen Ärzte/-innen nach Borsa kommen.”

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