Bosiljka Schedlich (Deutschland)


 

Peacewomen

«Das Kriegstrauma erfüllt alle unsere Zellen mit Furcht. Heilung ermöglicht die Rückkehr zum Frieden und zum gegenseitigen Vertrauen als Menschen.»

Bosiljka Schedlich, 1948 im heutigen Kroatien geboren, gründete 1991 den Verein südost Europa Kultur e.V. in Berlin. Seitdem erhielten etwa 30.000 Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien soziale und psychosoziale Beratung und Therapie. Bosiljka leitete Therapiegruppen für vom Krieg Traumatisierte und wurde bald zur Traumaexpertin. Inzwischen kehrten viele Kriegsflüchtlinge freiwillig zurück. Bosiljka und ihre Kolleginnen und Kollegen haben im ehemaligen Kriegsgebiet die Versöhnungsarbeit durch Patenschaften belebt sowie durch Erzählcafés, in denen Menschen frei über ihre Kriegserlebnisse sprechen können.

Das von Bosiljka Schedlich gegründete Zentrum südost Europa Kultur e.V. führt viele Projekte für traumatisierte Kriegsopfer aus dem ehemaligen Jugoslawien durch: Gruppentherapie, Sozialberatung, Sprachkurse, Ausbildungsprogramme für Jugendliche, Kunstgruppen für Kinder, Patenschaften für Rückkehrer in die früheren Kriegsgebiete, und Schulen für Romakinder in Bosnien.
Die von ihr eingerichteten Erzählcafés in Bosnien, von denen es jetzt mehr als 60 gibt, sind Bosiljkas Lieblingsprojekt. Der Grundgedanke ist, dass ältere Menschen aus dem Wohnort und ausländische Gäste ihre Lebensgeschichten in einer angenehmen Atmosphäre erzählen können. Auf diese Weise können Menschen in den Geschichten anderer das Leiden ohne den ethnischen Kontext anerkennen. Ältere Menschen erzählen vom Zweiten Weltkrieg und andere von ihren Erlebnissen in anderen Kriegen; einer hatte zum Beispiel den Krieg in Algerien überlebt, ein deutsches Ehepaar hatte während der Hitlerzeit Juden/Jüdinnen versteckt. In Bjeljina, das noch immer eine Festung des serbischen Extremismus ist, hatte eine Muslima den Mut, über ihre Begegnung mit einem der berüchtigten serbischen Milizenführerzu sprechen. “Sie erzählte von den vielen Leichen vor dem Hospital”, sagt Bosiljka. “Es waren Menschen, die von der Miliz erschossen worden waren. Tödliches Schweigen. Ein alter Lehrer, dessen Sohn die extremistische serbische Partei gegründet hatte und für den dieser Führer ein Held war, signalisierte mir immer wieder, ich solle die Frau unterbrechen. Meine Kollegen/-innen verließen den Raum, sie dachten, nun würde eine Bombe platzen. Als die Frau fertig war, ließ ich den Lehrer sprechen. Er ratterte die serbische Propaganda herunter. Als er aufhörte, dankte ich ihm und beendete das Thema. Wir seien nur an dem interessiert, was jede und jeder Einzelne, nicht die ethnischen oder religiösen Gruppen, erlebt hatte. Das war für ihn die Bombe, aber es wirkte. Danach waren alle entspannter und wir sangen zusammen.”

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