Maria Christina Färber (Deutschland)


 

Peacewomen

«Wir müssen den Teufelskreis des Tötens durchbrechen. Der erste Schritt dahin ist, dass die Opfer von Gewalt nicht selbst zu Tätern werden.»

Schwester Maria Christina Färber, geboren 1957, ist Krankenpflegerin und Heilpädagogin. Sie arbeitete in Deutschland mit Scheidungskindern. Während des Kosovokrieges zog sie 1999 nach Shkodra in Albanien, wo sie Flüchtlingen aus dem Kosovo half. Nach dem Krieg übernahm sie die psychologische und soziale Fürsorge der Caritas International für in Blutrache verstrickte albanische Familien. Sie tut alles, um Familien dabei zu unterstützen, aus dem Teufelskreis von Gewalt, Rache und Tod herauszukommen, indem sie verfeindete Clans versöhnt, Mütter berät und Therapie für Kinder organisiert.

Schwester Maria Christina Färber geht in Häuser, in denen die Vorhänge vor die Fenster gezogen sind, die Frauen schwarz tragen, das Lachen der Kinder verstummt ist und die Männer mit steinernen Gesichtern vor dem Fernseher sitzen. In diesen Häusern regiert die Angst. “Es gibt zu viele davon in Albanien”, sagt sie. In Shkodra, wo 110.000 Menschen wohnen, leben mehr als 500 Familien in ihren vier Wänden eingesperrt. Der Grund dafür ist die tödliche Tradition der Blutrache. “Im Namen der Blutsverwandtschaft und Familienehre werden Teufelskreise in Gang gesetzt, die immer mehr eskalieren”, erklärt sie.
Da ihr kompromissloser Weg der Gewaltfreiheit sie in die Häuser der Täter ebenso wie in die der Opfer führt, hat sie sich nicht nur Freunde/-innen erworben. Ab und zu begegnet sie auch Hass, der so weit geht, dass sie mit dem Tod bedroht wird. “Aber mit Hilfe meines Glaubens”, sagt sie, “kann ich durchhalten.” Zur Gewaltprävention wurde ein Komitee von Männern zusammengerufen, um in Dorfversammlungen über die dringendsten Bedürfnisse der Bevölkerung zu sprechen. Schließlich begann die Bevölkerung von Dobrac, ihre Straßen zu reparieren und die Müllabfuhr zu organisieren.
Schwester Maria Christina hat lange das von ihr gewählte Heimatland Albanien als Ort ihrer Berufung erlebt, wie nur ein Mensch das kann, der tief im Glauben verwurzelt ist. Auch aus diesem Grund trat sie in den Orden Spirituelle Weggemeinschaft ein. Ab und zu verbringt sie ein paar Wochen im Schweizer Zentrum dieser Gemeinschaft, um neue Kräfte für ihr Leben in Dobrac zu sammeln. Ihre Überzeugung ist, “ohne die anderen, ohne meine religiöse Gemeinschaft, ohne unsere albanischen Kollegen/-innen und alle, die einen Schritt näher auf den Frieden zugehen, ohne die vielen Gebete von Freundinnen und Freunden, ohne die ständige Hilfe so vieler Menschen, ohne Gott, könnte ich in diesem Land nichts bewirken, überhaupt nichts.”

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