Lotti Latrous (Elfenbeinküste)


 

Peacewomen

«Ich bekomme mehr, als ich gebe. Im Hospiz spüre ich Gottes Gegenwart. Ich sehe ihn in Emmanuels Lächeln, fühle ihn an Aimés Bett und erkenne ihn in den Gesten des blinden Felix. Dies ist mein Platz.»

Lotti Latrous wurde 1953 geboren. Sie lebte in Saudi-Arabien, Nigeria und Abidjan, der wirtschaftlichen Hauptstadt der Elfenbeinküste, wo sie als Freiwillige im örtlichen Mutter-Theresa-Krankenhaus arbeitete. Der Gegensatz zwischen dem Elend, deren Zeugin sie war, und ihrem eigenen privilegierten Leben inspirierte sie, eine Klinik für ambulante Patienten/-innen in Adjouffou, einem Slum in Abidjan, zu gründen. 2002 eröffnete sie ein Hospiz für Aids-Patienten/-innen. Ihr nächstes Projekt ist die Eröffnung eines Heims für Aids-Waisen. Ihre Familie lebt in Kairo und der Schweiz.

Lotti erinnert sich: ” Ich saß 2002 in Abidjan in meinem Auto, als mich ein ekliger Gestank wie von einem verwesenden Tier störte. Ich stieg aus, um herauszufinden, woher er kam, und fand einen Mann, der in einen Müllbeutel gewickelt in einem Loch neben der Straße lag. Er war völlig dehydriert. Obwohl ihm Ameisen aus Ohren und Mund krochen, atmete er noch. Als er mich schließlich ansah, fragte ich ihn, wie lange er dort schon gelegen hätte, und er antwortete, er wisse es nicht. Als ich ging, um Hilfe zu holen, flüsterte er: ‘Ich bin Monsieur René’. Die Leute im Slum wussten, dass René dort mindestens 10 Tage gelegen hatte, und hatten ihm gelegentlich Essen und Wasser gebracht. Mit Hilfe der Slum-Bewohner/-innen brachten wir René in eine Poliklinik, wo er eine Woche blieb. Das inspirierte mich, ein Krankenhaus für sterbende Aids-Opfer zu gründen.”
Lotti wuchs in Zürich auf, wo sie Aziz Latrous aus Tunesien kennenlernte und heiratete. Sie haben drei Kinder im Alter von 16 bis 25. Sie zog nach Abidjan, wo ihr Mann als Direktor für Nestlé arbeitete, und lebte ein privilegiertes Leben. Das Elend, das sie in Abidjan sah, bewegte sie, eine Poliklinik in den Slums zu errichten, mit voller Unterstützung ihres Mannes. Die Klinik war 1999 gerade eröffnet worden, als ihr Mann nach Kairo versetzt wurde. Lotti wollte ihre Arbeit nicht verlassen und schloss ein Abkommen mit ihrer Familie – sie würde abwechselnd zwei Monate in Kairo und einen Monat in Abidjan verbringen. Als dies sich dauerhaft als unmöglich erwies, bat ihr Mann sie, bei der Familie zu bleiben, aber nur wenn sie wollte, da er fürchtete, dass ihre Liebe zu Hass werden könnte. Lotti entschied, sich in Adjouffou niederzulassen, was zwar ihr Ehe- und Familienleben stark beeinträchtigte, aber keines von beiden zerbrochen hat. Die Latrous besuchen einander regelmäßig. Inzwischen arbeitet Lotti an einem neuen Projekt, einem Mutter-Kind-Heim.

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