Maria Szyszkowska (Polen)


 

«Es ist unbedingt erforderlich, anderen Wahrheiten als nur der unseren mit Güte zu begegnen.»

Maria Szyszkowska ist Senatorin, Professorin, Philosophin, Schriftstellerin und Vortragende. Sie lebt nach Kants Maxime, wonach das Gesetz die Freiheit aller garantieren muss. In Polen brachte sie den ersten Gesetzesentwurf über die Eintragung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften wie auch einen Gesetzesentwurf zur Sterbehilfe ein. Sie hat 25 Bücher über Philosophie, Politik und Recht geschrieben und über 30 weitere Bücher herausgegeben. Toleranz und Empathie sind die wichtigsten Werte, die sie in die Gesellschaft einzubringen versucht. Sie ist ständig in Eile und schwimmt ständig gegen den Strom.

Polen, Januar 2004: eine Senatsdebatte zu einem Gesetzesentwurf über gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Die Verfasserin des Textes, Maria Szyszkowska, überredet die anderen Senatoren/-innen: “Das ist ein Akt der Gerechtigkeit an der größten Minderheit Polens. Das Gesetz ist der einzige Weg, soziales Bewusstsein zu verändern.” Man spürt die Anspannung. Es waren mehr Journalisten/-innen, Mikrophone und Fernsehkameras als sonst vor Ort. “Das ist ein Angriff auf die Familie! Aids wird sich ausbreiten, wenn das Gesetz angenommen wird”, schrie einer aus dem rechten Lager. Der Text ist das Ergebnis einer mehr als einjährigen Zusammenarbeit mit polnischen LSBT-Gruppen (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender). Er sieht für homosexuelle die gleichen zivilen und ökonomischen Rechte wie für verheiratete Paare vor. Der Senat kam überein, an dem Text weiterzuarbeiten.
Gesetze zu verbessern ist einer der Wege, den Maria gewählt hat, um Toleranz herzustellen. Sie schreibt Bücher, hält im ganzen Land Vorträge. Ein typischer Tagesablauf ist z.B. der 26.3.2004: Sie erwacht um 6 Uhr, sortiert Notizen; um 8 Uhr Besprechung der nächsten Woche mit ihrer Assistentin; um 10:30 Uhr nimmt sie teil an der Senatskommission für Kultur und Massenmedien. Zurück in ihrem Büro, Treffen mit einem linken Politiker. Dann bestellt sie sich ein vegetarisches Essen, besucht ein Gefängnis, spricht mit einem Gefangenen. “Ich habe ein paar Ideen, um die Situation von Gefangenen zu verändern, ich muss aber noch mehr erfahren”, sagt sie. Um 18:00 Uhr Treffen der Europäischen Kulturgesellschaft; von dort nach Hause, um einen Journalisten zu treffen. Eine Stunde später eilt sie ins Studio TVN 24, um an einer Diskussion über Sterbehilfe teilzunehmen. Um 1 Uhr morgens geht sie zu Bett. Am nächsten Tag nimmt sie an einer fünfstündigen Demonstration gegen den Irakkrieg teil. Sie ist die einzige Parlamentarierin dort.

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