Domitila Barrios de Chungara (Bolivien)


 

Peacewomen

«Ich will künftigen Generationen das einzig zulässige Erbe hinterlassen: ein freies Land und soziale Gerechtigkeit.»

“Lasst mich sprechen …” ist der Titel des berühmten Buches, dessen Koautorin Moema Viezzer ist. In diesem Buch spricht die 1937 geborene bolivianische Ureinwohnerin Domitila Chungara. Die Tochter und Frau von Minenarbeitern überlebte ein Massaker und ihre Denunziation führte zu ihrer Festnahme: Sie wurde eingesperrt und zahlreiche Male gefoltert. Sie hatte sieben Kinder, aber durch die Gewalttaten verlor sie vier von ihnen. Später begann sie gemeinsam mit anderen Frauen einen Hungerstreik, der Unterstützung sammelte und den bolivianischen Diktator Hugo Bánzer stürzte.

“In den reichsten Minen leben die ärmsten Menschen. Wenn Urin den Boden erreicht, ist er schon zu Eis geworden. Nur die mit der Möglichkeit zu arbeiten, haben ein Recht auf Obdach und Verpflegung. Wenn ein Minenarbeiter durch einen Unfall getötet oder arbeitsunfähig wird, bleibt die Familie obdachlos zurück.” Die Frau, die uns dies erzählt, ist die bolivianische Ureinwohnerin Domitila Chungar. Frau und Tochter von Minenarbeitern, lebte sie zwischen den Zinn- und Silberabbaugebieten des Hochplateaus. Sie war Generalsekretärin des Hausfrauenkonsortiums. Sie erlitt Rückschläge, verlor aber niemals “die stetige Hoffnung, dass sich die Dinge eines Tages verändern”.
Die Minenarbeiter/-innen organisierten sich und die Regierung René Barrientos (1966 – 1969) bekam Angst. In der Johannisnacht schickten sie Flugzeuge. “Wir tanzten und feierten und die abgefeuerten Kugeln vermischten sich mit dem Johannis-Feuerwerk. Erbarmungslos ermordeten die Soldaten Männer, Frauen und Kinder.” Domitila wurde inhaftiert. Sie war schwanger. Durch die Folter starb das Baby. Die Zeit verging und ein weiterer Diktator stieg auf: Hugo Bánzer (1971 – 1978). Dann geschah das Unglaubliche: Gemeinsam mit anderen Frauen begab sich Domitila in die Hauptstadt und begann einen Hungerstreik. Bald schlossen sich ihnen Tausende an und der Diktator wurde gestürzt. Die Ungerechtigkeiten gingen aber weiter. Domitila ging ins Ausland und prangerte das Unrecht von dort aus an. Die Rückkehr wurde ihr verboten. Mithilfe einer Lehrerin schrieb sie das Buch “Lasst mich sprechen”. In den 1980er Jahren lebte sie im Exil in Schweden, während eine Schwester den Kampf in Bolivien fortführte. Sie wurde ermordet. Domitila ging zurück und schuf das Mobile School Project, mit dem sie in abgelegene Dörfer zog und über ihre Hoffnungen für eine bessere Welt sprach. “Mein Volk hat mir Kraft gegeben. Sie geben niemals auf.”

Mobile School Project (Projekt Mobile Schulen)
Lateinamerika und die Karibik | Bolivien