Zalpa Bersanova (Russische Föderation)


 

Peacewomen

«In einer Befragung gaben 24 Prozent der befragten Tschetschenen/-innen an, im zweiten Krieg zwischen Russland und Tschetschenien (1999-2001) mindestens eine nahverwandte Person verloren zu haben.»

Salpa Bersanowa wurde in die große Familie des bekannten tschetschenischen Schriftstellers Bersanow geboren. Die promovierte Ethnologin ist für ihre soziologischen Studien über die tschetschenische Kultur angesehen. Sie ist Autorin mehrerer Bücher, die zur Versöhnung aufrufen und die Konsequenzen der russisch-tschetschenischen Kriege analysieren. Nach einigen Begegnungen auf wissenschaftlichen Konferenzen in den USA (2004 – 2005) gründete sie zusammen mit gleichgesinnten Forschungskräften das International Center for Chechen Studies (ICCS), das sich für einen vorurteilslosen Zugang zu einem differenzierten Verständnis des tschetschenischen Problemfeldes einsetzt.

Als 1994 der russisch-tschetschenische Krieg ausbrach, schrieb Salpa Bersanowa an der Staatlichen Universität Moskau (MGU) gerade ihre Doktorarbeit. Schockiert von den eintreffenden Nachrichten verbrachte sie ganze Tage vor dem Fernseher. Grosny wurde von Russlands Luftwaffe bombardiert und unschuldige Zivilisten starben in ihren Häusern und auf den Straßen. Salpa wurde klar, dass sie nicht untätig sein durfte. Zuerst nahm sie an den Protesten teil, dann schrieb sie Artikel und Bücher über den Krieg. Sie sagte sich, wenn nur eine Person ihre Schriften liest und sich gegen den Krieg stellt, bedeutet es, dass es ihr gelungen ist, ihren kleinen Beitrag zu leisten, diesen blutigen Albtraum zu beenden.
Neben allem anderen vom Krieg verursachten Unglück stürzte er das tschetschenische Volk auch in ein tiefes moralisches Trauma. Die Massenmedien in Russland versuchen oft, Tschetschenen als angestammte Banditen darzustellen, die nichts anderes tun können als zu stehlen, morden und verschleppen.
Seit einigen Jahren erforscht Salpa nun die geistigen Werte der heutigen Tschetschenen/-innen. Ihre Ergebnisse bezeugen dem tschetschenischen Volk ein bemerkenswert positives Potenzial, sogar nach der unmenschlichen Tragödie des Krieges. Noch immer halten sie ihren Glauben an menschliches Mitgefühl und ihre traditionellen Ideale aufrecht. 1999 präsentierte Salpa ihre Forschung in einem Vortrag im Moskauer Sacharow-Museum und 2004 und 2005 nahm sie in den USA an einer Reihe von Konferenzen über Fragen von Krieg und Frieden teil. Dort kam sie auf die Idee, die Kräfte all jener, die die tschetschenische Kultur erforschen, zu vereinen, um die Gewalt zu beenden. Zusammen mit ihren Forschungskollegen und -kolleginnen gründete Salpa das International Center for Chechen Studies (ICCS) (Internationales Zentrum für Tschetschenische Studien) – bemüht, der Welt das wahre Gesicht des tschetschenischen Volkes, seine Geschichte und reiche geistige Kultur zu zeigen.

The International Center for Chechen Studies (ICCS) (Internationales Zentrum für Tschetschenische Studien)
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