Angela Gomes (Bangladesch)


 

«Sie waren meine Universität. Jede Frau. Jedes Leben. Alles was ich weiß, habe ich von ihnen gelernt.»

Angela Gomes (geboren 1952) leitete die Gründung von Banchte Sheka, einer der meistgeachteten Frauenorganisationen Bangladeschs. Die Organisation war 1981 anfangs bescheiden angelegt, heute beherbergt sie 200 Auszubildende und dient zudem als Zufluchtsstätte für Frauen. Mehr als 25.000 Frauen in 750 Dorforganisationen sind aktive Mitglieder von Banchte Sheka, mehr als 200.000 Frauen profitieren indirekt von ihrem Programm. Angela hat durch Ausbildung in Sozialrecht und durch Programme zur Einkommensschaffung am Thema Gender-Gerechtigkeit gearbeitet.

Angela war die siebte unter vier Brüdern und fünf Schwestern. Indem sie sich den Versuchen ihrer Eltern, sie früh zu verheiraten, widersetzte, konnte sie sich Bildung verschaffen und verdiente sich das Schulgeld selbst mit Gemeindediensten. Bereits in diesem frühen Alter wusste sie, was sie mit ihrem Leben anfangen würde. “Im Alter von 13 Jahren, als ich bei den Nonnen lernte, sah ich klar die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, besonders bei den Armen“, erinnert sie sich. “Ich hasste es, dass Frauen missbraucht und gedemütigt wurden, und wollte etwas für sie tun, besonders für Witwen, geschiedene und alleinstehende Frauen.“
Nachdem sie 1975 ihren Bachelor in Wirtschaft, Geschichte und Geographie gemacht hatte, begann Angela endlich ihre Arbeit in den Dörfern. Sie baute Banchte Shekha 1981 in kleinem Maßstab auf. Am Anfang war die Tatsache, dass sie sehr jung, unverheiratet, kinderlos und Christin war, ein großes Hindernis. “Ich versuchte, mit den Frauen über ihre Probleme zu reden und sie sagten `Wo ist das Problem?’ Sie hatten alle möglichen Probleme, aber nur mir waren sie bewusst“, sagt sie. Ohne Mittel oder anderes Personal zu ihrer Unterstützung durchquerte Angela ihre Dörfer alleine, meist zu Fuß oder – über beträchtliche Entfernungen an den Flussufern – mit dem Boot. Es brauchte Zeit, aber mit Geduld und zielstrebiger Hingabe an ihre Anliegen räumte sie Widrigkeiten aus dem Weg.
Persönlich erlebt sie jedoch ungeheuer schwierige Zeiten: Sie kämpft gegen Eierstockkrebs und unterzieht sich einer Chemotherapie. Dies musste sie etwas bremsen, aber sie reist weiter umher und ist aktiv an der Leitung von Banchte Shekha beteiligt. Während sie zu Anfang mit Vorurteilen wegen ihrer Jugend konfrontiert wurde, ist Angela heute “Boro Apa”, älteste Schwester, für die Menschen, denen sie dient.

Banchte Shekha (Lernen zu Überleben)
Südasien | Bangladesch

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