Parveena Ahangar (Indien)


Peacewomen

«Seit über einem Jahrzehnt ist Parveena Ahangar die Stimme der Verschwundenen. Als ihr Sohn von der Armee in Kaschmir verschleppt wurde, gründete sie umgehend die Vereinigung der Eltern Verschwundener.»

Die um 1957 geborene Parveena Ahangar ist eine außergewöhnliche Frau, die sich über ihr eigenes Schicksal erhoben hat, um gegen Ungerechtigkeit zu demonstrieren. Als Mutter eines verschwundenen Sohnes gründete sie die Association of Parents of Disappeared Persons (APDP) (Vereinigung von Eltern Verschwundener Menschen), um gegen diese Art von Menschenrechtsverletzungen anzukämpfen. Dank der Bemühungen der APDP hat die Regierung endlich anerkannt, dass fast 4.000 Menschen in Verwahrung verschwunden sind, und hat versprochen, diesen Praktiken ein Ende zu setzen.

Parveena Ahangar ist eine gewöhnliche Hausfrau aus einer Familie des unteren Mittelstands. Ihr Sohn “verschwand”, nachdem er, gerade aus der Schule gekommen, von drei Armeeoffizieren vor seinem Haus abgeführt wurde. Ohne Skrupel forderte Parveena Auskunft über sein Verbleiben und gründete in Folge eine Vereinigung von Eltern, deren Kinder Opfer “erzwungenen Verschwindens” geworden waren. Die APDP fordert beharrlich Informationen über das Verschwinden während der 16 Jahre des Konflikts in Jammu und Kaschmir. Letztendlich zwang die Organisation, die fast 450 Familien zusammenbringt, die Regierung dazu, das Verschwinden von rund 4.000 Personen anzuerkennen, auch wenn diese Zahl bei Gruppierungen der Bürgergesellschaft umstritten ist.
Parveena stützt sich auf Fürsprache, besucht die Verwandten der Verschwundenen und hilft ihnen dabei, Handlungsstrategien und friedliche Formen der Agitation auszuarbeiten. Außerdem bietet sie Beratung für traumatisierte Frauen, indem sie regelmäßige Treffen mit ihnen abhält. Sie gründete die APDP, als die Zahl Verschwundener 1994 ihren Höhepunkt erreichte und die Einrichtung einer Überwachungsorganisation riskant war. Parveena überredete die zumeist ungebildeten Familien der Verschwundenen dazu, auf Auskunft zu bestehen. Ihr Handeln kam genau rechtzeitig, denn die Rate der erzwungenermaßen Verschwundenen stieg nach dem Ausbruch des bewaffneten Konflikts im Kaschmir-Tal 1989 exponentiell. Parveenas Arbeit war voller Risiken. 1989 erschossen Sicherheitskräfte bei einer Demonstration in Srinagar ein prominentes weibliches APDP-Mitglied auf der Stelle.
Bis heute hat Parveena keine Informationen über das Schicksal ihres Sohnes. Sie hat sich mit seinem Verlust nicht ausgesöhnt und fordert weiterhin Rechenschaft durch ihre Bewegung und durch die Gerichte.

Association of Parents of Disappeared Persons (APDP) (Vereinigung der Eltern Verschwundener Menschen)
Südasien | Indien

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