Chekkottu Kariyan Janu (Indien)


Peacewomen

«Es gibt Akademiker/-innen, die glauben, die Adivasis seien nicht in der Lage, selbständig zu handeln. Es gibt Leute in Kerala, die glauben, dass sie Waldbewohner/-innen sind wie ein Elefant oder ein Leopard.»

Chekkottu Kariyan Janu (geb. 1970) ist die unangefochtene Anführerin der indigenen Völker in Kerala. Formal ungebildet, hat sie nichtsdestotrotz die Probleme der Adivasis (Stammesangehörige) auf die Weltkarte gebracht. Die Bewegungen, die sie angeführt hat – allen voran der Thrissileri-Kampf im Bezirk Wayanad zur Rückeroberung der Begräbnisstätten der Stammesangehörigen und der Kampf um den Muthanga-Wald, der die Stammesfeindlichkeit und die extreme Brutalität der Staatsregierung enthüllte – sind der Stoff von Legenden.

Chekkottu Kariyan Janu kann kaum schreiben und lesen und gehört keiner politischen Partei an. Geboren im Stamm der Adiya (Sklaven/-innen), eine der am stärksten unterdrückten indigenen Gemeinschaften im Staat, begann Janu bereits mit sieben Jahren als Haushaltshilfe zu arbeiten. Als sie aufwuchs, beunruhigte Janu die Situation der Stammesverbände in Kerala immer mehr. Schließlich sagte sie laut ihre Meinung. Die Adivasis identifizierten sich mit dem, was sie sagte; ihre Stimme wurde zu deren Stimme. 1992 wurde sie Vorsitzende des Adivasi Forums Süd, einer Organisation, die die Kämpfe um Land der indigenen Völker im Süden Indiens koordiniert. Sie hat Indien seither immer wieder auf internationalen Konferenzen, Treffen und Protestdemonstrationen repräsentiert und versteht die Notwendigkeit, den Kampf ihres Volkes mit ähnlichen Anliegen in der ganzen Welt zusammenzubringen.
Eine der ersten Landkämpfe, die sie in den 1980ern anführte, war der für das Recht der Adivasis auf ihre Begräbnisstätten in Thrissileri im Bezirk Wayanad. Als ein nicht-indigener Landbesitzer die Polizei rief, um die Adivasis festzunehmen, marschierten die Frauen mit Pickeln und Schaufeln bewaffnet auf die Polizeistation, erreichten die Freilassung ihrer Männer und forderten ihr Land zurück.
Chekkottus Beteiligung am Kampf der Adivasis um Landrechte im Wald von Muthanga sicherte die Lebensweise des Stammes und zeigte die Brutalität der Regierungsmaschinerie auf. Proteste bleiben lebensgefährlich: Circa 30 Menschen verschwanden, nachdem die Polizei im Februar 2003 auf sie geschossen hatte. Kinder wurden eingekerkert, Frauen vergewaltigt und gefoltert. Chekkottu nannte es einen “Krieg mit rassistischen Zwischentönen”. Die Regierung ist nicht der einzige Gegner von Janu: Mafiabosse und politische Parteien sehen sie gleichermaßen als Gefahr an. Aber sie führt ihre Arbeit ziemlich unerschrocken und unverändert fort.

Adivasi Gothra Mahasabha (Stamm der Gothra Mahasabha)
Südasien | Indien

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