Bernadette McAliskey (Grossbritannien und Nordirland)


 

«Viele Menschen stellen nach 30 Jahren Kampf fest, dass sie isoliert, auf persönlichster Ebene verleugnet werden. Die nachrevolutionären Phase hat keine Zeit für aufgeklärte Kritik!»

Bernadette Devlin McAliskey (geboren 1947) studierte an der Queen’s Universität in Belfast, als die Bürgerrechtsbewegung 1968 in Nordirland auf die Straßen ging. Bernadette wurde die radikale Symbolfigur der Bewegung und 1969 in das House of Commons (Unterhaus des Parlaments) gewählt. 1974 verlor sie diesen Sitz und führte 1980/81 die Kampagne für die Hungerstreikenden der Irisch-Republikanischen Armee IRA. In den letzten Jahren hat sie sich gegen das Karfreitagsabkommen vom April 1998 gestellt, mit der Begründung, dass es die britische Herrschaft und die irische Teilung zementiere.

“Also, die Menschen wollen heute viel mehr als das, womit sie früher zufrieden gewesen wären. Hätte die Regierung uns Wohnungen und Stimmen gegeben, anstatt uns die Köpfe einzuschlagen, wären wir wohl alle nach Hause gegangen und hätten es dabei belassen”, sagt Bernadette Devlin McAliskey. Nach dem Attentat auf sie und ihren Mann durch loyalistische Killer empfängt sie verständlicherweise keine Fremden mehr zuhause in Coalisland. Es war überraschend zu sehen, wie diese Frau gealtert, wie nachlässig sie in ihrer äußeren Erscheinung geworden ist. War das die ältere Ausgabe des jungen Mädchens im Minirock, das im Unterhaus einen britischen Innenminister geohrfeigt hatte? Doch ihr sarkastischer Humor unterstreicht ihre scharfsinnige und unvergessliche Analyse des Nordirlandkonflikts, ihre Augen funkeln, wie sie es wohl damals getan haben.
Bernadette ist immer noch eine eindrucksvolle Gegnerin aller, die es sich mit dem Status quo bequem gemacht haben. Sie beklagte die damalige britische Besessenheit mit Sicherheitsgesetzen und -politik, spricht von einer Regierung, die nur die Sprache der Gewalt verstand. “Und Menschen wie ich werden zugrunde gerichtet und argumentieren, wie wir es ständig tun, dass es einen anderen Weg gibt.” Sie hat daher die Frage nach ihrer Einstellung zu Gewalt nie ganz beantwortet – sie würde wohl sagen, es sei die falsche Frage. Sie hat im Laufe der Jahre mit seltsamen Menschen verkehrt, immer auf der Suche nach politischen Seelenverwandten, die sie aber selten fand. Ihre Analysen von Vergangenheit und Gegenwart waren immer stärker als ihre Erwartungen für die Zukunft. Während ihre persönlichen Motive mit der Zeit eindeutig ideologisch wurden und sich der radikalen Linken zuwandten, blieben die führenden Kräfte in Nordirland den Religionsgemeinschaften verhaftet. Heute ist sie eine leicht bittere Stimme am Rande, aber dennoch kraftvoll, wenn sie das Wort ergreift.

Irish Republican Socialist Party (IRSP) (Irische Republikanische Sozialistische Partei)
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