Patricia Henderson (Neuseeland)


 

Peacewomen

«Das Geburtsrecht jedes Kindes ist, gepflegt, angesprochen und mit Liebe aufgezogen zu werden. Man hat nur ein Leben: eine kriminelle Schande, wenn es durch die Krankhaftigkeit eines anderen verstümmelt wird.»

Patricia Henderson arbeitet für die Heilung der Leben missbrauchter Kinder und ihrer Familien. Die unerschrockene Sozialarbeiterin, Mutter von sechs Kindern, ist von der Überzeugung bewegt, dass der sehnlichste Wunsch von Kindern Geborgenheit und Fürsorge in der eigenen Familie ist und dass Familien und Gemeinden die Probleme, die dies verhindern, eingestehen und sich mit ihnen auseinandersetzen sollten. Ihre über 30-jährige Pionierarbeit trug dazu bei, die Einstellung zu verändern, mit der in Neuseeland die Stimmen der jungen Opfer gehört werden und mit Missbrauch und Gewalt umgegangen wird.

Patricia (Patsy) Henderson ist Leiterin und Mitbegründerin des Miriam-Zentrums – Stiftung für Erforschung und Behandlung von Kindesmissbrauch in der nord-neuseeländischen Stadt Whangarei. Die Sozialarbeiterin zog sechs Kinder groß und scheute sich nie, den Umgang offizieller Stellen mit Missbrauchsfällen zu hinterfragen. Schon in den 1970ern forderte sie Therapie für Sexualstraftäter und die ganze vom Missbrauch betroffene Familie, statt einfach das Kind durch Herausnahme aus der Familie zu “retten”. Patsy wird oft als sachverständige Zeugin zur Beweisvorlage vor Gericht berufen. Sie sagt, das Schwierigste an ihrer Arbeit sei, vor Gericht als Lügnerin bezeichnet zu werden – von Verteidigern von Männern, die ihre Kinder sexuell missbraucht haben und zuvor in ihrem Büro unter Tränen ihrer Schuld gestanden haben. “Zu erleben, wie ein Anwalt zur Jury die Braue hebt und andeutet, dass du lügst, ist niederschmetternd. Besonders, wenn derselbe Anwalt am nächsten Tag ein missbrauchtes Kind zur Hilfe an mich verweist. Für sie ist es einfach Teil des juristischen Spiels. Aber für ein Kind ist es das Schlimmste, wenn ihm nicht geglaubt wird. Ich sage den Tätern: ‘Du hältst das Leben dieses Kindes in deiner Hand. Du kannst deine Tat gestehen, es retten und deine Schuld ausgleichen. Gefängnis kann sogar therapeutisch sein.'” Manche Männer, so Patsy, nähmen die Herausforderung an und säßen ihre Zeit ab, ohne dass es zu einem Gefecht vor Gericht kommt. In diesen Fällen wird Heilung für das Kind, seine Familie und letztlich den Täter möglich. Die Pionierarbeit leistende neuseeländische Sozialarbeiterin erhielt 1998 ein Churchill-Stipendium, um Kindesmissbrauch und Recht in Großbritannien zu erforschen. 2003 wurde sie von der Universität für Technologie in Auckland als herausragende, der Gerechtigkeit verpflichtete Sozialpraktikerin ausgezeichnet.

Miriam Centre Child Abuse Research and Treatment Trust (Miriam-Zentrum – Stiftung für Erforschung und Behandlung von Kindesmissbrauch)
Ozeanien | Neuseeland

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