Anica Mikus Kos (Slowenien)


 

Peacewomen

«Die Aufgabe der Psychologie und Psychiatrie in der Arbeit mit Kriegsbetroffenen ist es, Eltern, Lehrer/-innen und allen, die die Lebensqualität des Kindes verbessern wollen, Wissen und Erfahrung zu vermitteln.»

Dr. Mikus Kos, Kinderärztin und -psychologin, bietet Hilfe für Flüchtlingskinder aus den Krisengebieten in Kroatien, Bosnien, Mazedonien, dem Kosovo, Inguschetien, Georgien und dem Irak an. Als Flüchtlinge vor dem Balkankonflikt nach Slowenien flohen, half sie tausenden Kindern und ihren Eltern. Da diese Kinder in den slowenischen Schulen nicht aufgenommen wurden, organisierte sie Flüchtlingslehrer/-innen, um Schulen für sie zu schaffen. Dank ihres Glaubens an die Fähigkeiten der Flüchtlinge haben tausende Kinder ihre Schulausbildung abschließen können und psychosoziale Unterstützung erhalten.

Geboren 1935 in Jugoslawien, wurde Anica Mikus Kos in ihrer Kindheit Zeugin der schrecklichen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs: Bombardierungen, Ermordungen und Gewalt. Diese Erfahrungen lieferten aber auch die Grundlage ihres Optimismus: Angesichts der Brutalität des Krieges reagierten Menschen mit positiven Aktionen. Sie entdeckte die menschliche Unverwüstlichkeit und Fähigkeit, traumatische Erfahrungen zu verarbeiten. Ihre Arbeit mit kriegsbetroffenen Kindern basiert auf ihren eigenen Erfahrungen als Kind. Ein zentraler Glaubenssatz ihrer Arbeit ist, dass, obwohl Leiden und schmerzhafte Erinnerungen unvermeidbare Folgen von Kriegserfahrungen sind, das Überleben des Krieges nicht auf die gleiche Weise behandelt werden sollte wie andere psychische Störungen. Sie ist überzeugt, dass die meisten Kinder trotz der Traumatisierung keine andauernde psychische Störung nach Kriegserfahrungen und Verlusten entwickeln. Als Kinderärztin und -psychologin meint sie, dass Psychologen/-innen, die Kinder mit Kriegserfahrungen dazu verdammen, für den Rest ihres Lebens psychisch beschädigt zu sein, beitragen zu erlernter Hilflosigkeit und zur sich selbsterfüllenden Prophezeiung langfristiger psychischer Probleme. Sie glaubt, dass Kinder befähigt werden können, ihre Traumatisierungen zu überwinden und ein erfülltes Leben zu führen. Durch ihre eigenen Erlebnisse als Kind während des Krieges hat sie die Bedeutung von Freundlichkeit und Mitgefühl in der Umgebung des Kindes erfahren. Das Hauptziel ihrer Programme liegt darin, den Kindern positive Erfahrungen zu vermitteln und durch Aktivierung und Stärkung des sozialen Netzwerkes des Kindes den negativen Kriegserfahrungen entgegenzuwirken. Sie glaubt, dass Lehrer/-innen, Freiwilligen und Gesundheitspersonal, die mit den Kindern und ihren Eltern in Kontakt stehen, eine zentrale Rolle dabei zukommt, ihnen die Erfahrung positiver Beziehungen zu vermitteln.

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