Maria José Rosado Nunes (Brasilien)


 

Peacewomen

«Die Heilige Messe ist ein Angriff gegen Frauen, weil sich Männer, um sie zu feiern, von ihnen fern halten müssen. Sie zeigt Frauen immer als Eva, als diejenige, die Schande und Sünde brachte.»

Maria José Rosado Nunes (geboren 1945) war die erste Brasilianerin, die die sexistische Einstellung des fortschrittlichen Flügels der Katholischen Kirche öffentlich kritisierte. Zu Beginn der 1980er Jahre kämpfte sie gegen linke religiöse Autoritäten, die “zwar gegen Armut und für soziale Gerechtigkeit kämpften, aber nicht gegen das Verbot für Frauen, Priester zu werden, und nicht für die Rechte der Frauen auf Selbstbestimmung bezüglich Fortpflanzung und Sexualität”. Nachdem sie die Kirche verlassen hatte, gründete sie in Brasilien eine Organisation mit Namen Katholiken mit dem Recht zu Entscheiden.

Die Prostituierten von Barra do Mendes, einer Stadt im Hinterland von Bahia, lebten früher in der Palha Straße. Um von ihrem Haus zur Schule zu gelangen, in der sie unterrichtete, gab es für die neu angekommene Maria zwei Möglichkeiten: diese Straße entlang zu gehen oder den ganzen Weg um den Kirchplatz. Die Entscheidung war ziemlich klar: Nimm den kürzeren Weg. Schwester Zeca, als die sie bekannt war, traf eine Entscheidung, auf der sie ihr Leben aufgebaut hat und die sie Jahre später dazu bewog, die Kirche zu verlassen: Nein zu sagen zu jeglicher Art der Diskriminierung von Frauen. Zeca freundete sich mit den Frauen der Palha-Straße an.
Zwei Jahre später zog sie aufs Land, nach Acre im Norden Brasiliens. Als Mitglied der Seelsorger/-innen auf dem Land”, dem fortschrittlichen Flügel der Kirche, pflegte sie in den Wald zu gehen und die Arbeiter auf den Kautschukplantagen zu treffen und zusammenzubringen. Zwei weitere Jahre gingen vorbei. Zeca, die einen Abschluss in Geisteswissenschaften hat, entschied sich, zurück an die Schule zu gehen. Sie zog nach São Paulo, wo sie einen Master-Abschluss in Soziologie erwarb. Von Feministinnen eingeladen, an Vorlesungen teilzunehmen, hat sie sich offen gegen die Haltung der Katholischen Kirche gegenüber Frauen gestellt. Sie hat grimmigen Bischöfen und religiösen Extremisten/-innen getrotzt.
1985 ging Zeca nach Europa, um einen Aufbaustudiengang der Universität in Paris zu absolvieren. Als sie fünf Jahre später nach Brasilien zurückkehrte, hatte sie die Kirche verlassen. In Brasilien kämpfte sie weiter und führte ihre akademische Karriere fort. Heute ist sie Professorin für Soziologie der Religion und Gender an der Päpstlichen Katholischen Universität von São Paulo. 1984 gründete sie die Organisation Katholiken mit dem Recht zu Entscheiden (CDD), die Frauenrechte verteidigt, besonders wenn es um sexuelle Selbstbestimmung geht.