Rebecca Gomperts (Niederlande)


 

Peacewomen

«Viele Frauen sterben, weil ihnen der fundamentalste Aspekt des Mensch-seins verweigert wird, nämlich über ihre Autonomie, ihren Körper und die Frage, ob und wann sie Kinder haben wollen, selbst zu entscheiden.»

Rebecca arbeitet mit Frauengruppen, um unsichere Abtreibungen zu verhindern und die Frauen zu befähigen, ihr Recht auf physische und geistige Autonomie auszuüben. 1999 gründete sie die Organisation Women on Waves, die eine Abtreibungsklinik auf einem Schiff betreibt. Trotz Drohungen und Protesten von Anti-Abtreibungsgruppen und Regierungen ist das Schiff in Länder gesegelt, in denen Abtreibungen illegal sind. Im Hafen werden auf dem Schiff Information, Beratung und Verhütungsmittel angeboten. In internationalen Gewässern werden in der Klinik medizinisch sichere, frühe Abtreibungen durchgeführt.

Die größte Angst der Seeleute ist stürmisches Gewässer. Rebecca Gomperts Leben dagegen ist auf See und Land von ihrer Furchtlosigkeit vor Stürmen gekennzeichnet. In ihrem Kampf zur Verteidung der grundlegendsten Menschenrechte von Frauen hat sie es mit Regierungen, Medien und Antiabtreibungsgruppen aufgenommen.
Der Wendepunkt in Rebeccas Leben kam, als sie mit Ende Zwanzig die lebensverändernde Aufgabe einer Ärztin an Bord eines Greenpeace-Schiffes um Südamerika übernahm: “In Lateinamerika hörte ich erschreckende Berichte über die verzweifelten Mittel, zu denen Frauen greifen, wenn sie nicht legal abtreiben können. Sie sterben, weil ihnen das Recht verweigert wird, selbst über ihre Körper zu entscheiden und ob und wann sie Kinder haben wollen.” Je mehr sie nachforschte, desto entschlossener wurde sie, den Tod einer Frau alle sechs Minuten an den Folgen einer unsicheren Abtreibung zu verhindern. Mit großer Phantasie entwickelte sie die ungewöhnliche Idee, auf einem Schiff in internationalen Gewässern sichere, legale Abtreibungen anzubieten. Wie viele brillante Pläne wurde auch diese Idee von ihren ersten Hörer/-innen in der Luft zerrissen und führte zu heftigen, weltweiten Debatten. “Mir wurde plötzlich klar, dass Ideen gefährlich sind. Anti-Abtreibungsgruppen schickten Drohbriefe und ich hatte Angst. Aber die Ungerechtigkeit ging mir unter die Haut und ließ mich nicht los.” Sechs Jahre später ist Rebeccas Schiff trotz aller Versuche, es aufzuhalten, bereits in drei Länder gesegelt, in denen Abtreibungen illegal sind. Jeder Halt hat die Diskussion über Abtreibung tiefgreifend beeinflusst und lokalen Frauenorganisationen ermöglicht, ihr Anliegen auf die politische Tagesordnung ihres Landes zu bringen. “Das Schiff wird nie allen Frauen, die es brauchen, helfen können. Aber wir können sie informieren und wir haben die Wahrnehmung der Abtreibung stark beeinflusst. Wir sind erst am Anfang.”