Rosa Bataeva (Russische Föderation)


 

«Wenn du etwas in deinem Leben tust, solltest du es richtig tun und dein Bestes geben, um das bestmögliche Ziel zu erreichen – andernfalls solltest du es überhaupt nicht tun.»

Rosa Batajewa wurde in Grosny geboren. Sie hat Medizin studiert und promoviert. Während der Kriegsjahre in Tschetschenien führte sie als leitende Ärztin die Aufnahme des Krankenhauses Nr. 9 in Grosny. Von 2000 bis 2004 war sie Beraterin zu medizinischen Fragen für den Gesandten der Tschetschenischen Republik bei der Russischen Staatsduma. In aktiver Zusammenarbeit mit zahlreichen NGOs in der Russischen Föderation hat sie eine Reihe humanitärer und medizinischer Hilfsprogramme im Nordkaukasus koordiniert.

Im Sommer 1999 war Grosny Schauplatz von Luftangriffen, Bombardierungen und eines nicht abreißen wollenden Stroms verwundeter Menschen. In einem der Behandlungszimmer des Krankenhauses Nr. 9 sitzt eine junge Frau, sie schaukelt hin und her, ihr Gesicht ist ausdruckslos. Sie steht unter Schock, ist überall mit Blut bedeckt. Sie hat gerade fast ihre ganze Familie verloren. Ihr Mann und ihr kleiner Sohn wurden getötet. Auf dem Operationstisch liegt ein kleines Mädchen – ihre Tochter. Die Ärzte haben stundenlang um ihr Leben gekämpft, niemand kann sagen, ob sie überleben wird oder nicht. Die Frau sitzt wortlos da und starrt ins Leere. Sie kann nicht nachvollziehen, was passiert ist. Sie wird ihren unerträglichen Verlust erst verstehen und realisieren, wenn sie wieder zu Sinnen gekommen ist. Sie sollte dringend etwas anderes anziehen, zumindest etwas Wasser trinken. Rosa Batajewa gibt der Frau ihre Bluse, ihren Rock, versucht, in ihrer Nähe zu bleiben, sie nicht allein zu lassen. Obwohl unzählige Verwundete, Erwachsene und Kinder, in Rosas Patientenaufnahme gekommen sind, erinnert sie sich heute deutlich nur an diese eine Frau. Es sollten noch viele Verletzte und Tote folgen, Medikamente und Verbandsmaterial bald zur Neige gehen. So wird Rosa sich entschließen, Hilfe zu suchen. Zusammen mit ihrem Bruder wird sie zum Büro des Roten Kreuzes in Naltschik aufbrechen. Rosas Hilferuf blieb in Naltschik nicht ungehört: Sofort wurden LKWs mit Medikamenten, Verbandsmaterial und einem Stromaggregat ins Krankenhaus geschickt und damit noch hunderte Leben gerettet. Rosa erinnert sich an Tränen in den Augen des Leiters des Roten Kreuzes der Tschetschenischen Republik. Er war im Land fremd. Kettenrauchend hörte er ihre Geschichte an, ohne ein Wort zu sagen. Rosa wird seine Tränen, sein Mitgefühl und sein Verständnis, was sie in dieser unerträglich schwierigen Zeit so sehr brauchte, nie vergessen.

Fond komitieta doktorov Garantia (Garantiefonds der Ärzte/-innen); Mezhdunarodny komitiet dietiey Chechni (Internationales Komitee für die Kinder Tschetscheniens); Yaltinskaya initsyativa za mir v Chechnie (Yalta Initiative for Peace in Chechnya) (Jalta-Initiative für Frieden in Tschetschenien)
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