Sufia Khatun (Bangladesch)


 

Peacewomen

«Sufia erkannte, dass sie auf taube Ohren traf, wenn sie alleine über ihre Anliegen sprach. Gemeinsame Aktionen bewirkten jedoch, dass die lokale Verwaltung starre Verfahrensweisen untersuchte und revidierte.»

Für Sufia Khatun, die bis 1984 ein stilles Opfer häuslicher Gewalt war, änderte sich das Leben dramatisch, nachdem sie Aktivisten/-innen der NGO Nijera Kori (“Es selbst machen”) getroffen hatte, die sie über Menschenrechte und die Notwendigkeit gemeinsamer Aktion zur Sicherung dieser Rechte aufklärten.
Sie aktivierte Frauen, bildete eine Frauengruppe, zunächst in ihrem eigenen Dorf, dann in Nachbardörfern, wo Organisationen der Landlosen eine regionale Vereinigung gründeten. Ihre Aktionen führten zur Verminderung der häuslichen Gewalt in der Gegend und zur Schwächung der fundamentalistischen Kräfte.

Sufia Khatun (geb. 1967) heiratete im Alter von 14 und ertrug stillschweigend eheliche Gewalt, bis Mitglieder von Nijera Kori 1984 ihr Leben veränderten. Sie sprachen mitreißend über den Kampf gegen Ungerechtigkeiten, die Rechte der Landlosen und über die Notwendigkeit, gemeinsam die Stimme zu erheben zu Problemen des Lebens und des Lebensunterhalts. Sufia hatte eigenen, direkten Zugang zur Tatsache, dass Frauen und Männer ungleichen Lohn verdienten; sie sah das Vorherrschen häuslicher Gewalt, Mitgiftprobleme und Kinderehen, und dass es Frauen untersagt war, sich an die Dorfgerichte zu wenden. Sie erkannte auch, dass sie auf taube Ohren traf, wenn sie alleine sprach. Daher begann Sufia, Leute zu aktivieren und gründete eine Frauengruppe in ihrem Dorf. Unter ihrer Leitung schuf die Vereinigung der Landlosen ein Regionalkomitee, das Verstöße gegen die Menschenrechte anhört und Proteste und Diskussionen organisiert. Eine der Auswirkungen war ein steiler Rückgang der häuslichen Gewalt in der Gegend. Sufia begann, den Wert der hochgelobten Kleinkreditprogramme in Frage zu stellen, da sie die Bauern/Bäuerinnen tiefer in Schulden versinken ließen, wie auch den Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft, die die Fruchtbarkeit des Landes verminderten. Sie förderte einheimische Anbaumethoden, die zu höheren Ernteerträgen geführt haben.
Sufia kämpft auch für die Schwächung der fundamentalistischen Kräfte und gegen die allgegenwärtige Fatwa-(Richtspruch) Kultur, indem sie die verschiedenen, gegen sie ausgesprochenen Fatwas in scharfer Form erwiderte, mittels Demonstrationen, Massenversammlungen und Erklärungen. Es folgten daraus Untersuchungen durch die Verwaltung, die das überhandnehmende Aussprechen von Fatwas für illegal erklärte. Diese junge, analphabetische Frau, die ihr persönliches Geschick mutig überwunden hat, ist heute eine Säule der Stärke für ehemals aussichtslose Fälle.

Landless Organization of Atabarpur (Vereinigung der Landlosen von Atabarpur)
Regional Committee of the Landless (Regionales Komitee der Landlosen)
Südasien | Bangladesch

 

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