Hildegard Goss-Mayr (Oesterreich)


 

Peacewomen

«Das Leben eines jeden Menschen hat absoluten Wert.»

Hildegard Goss-Mayr lehrte 52 Jahre lang gewaltfreien Widerstand gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung im Rahmen des Internationalen Versöhnungsbundes. Sie hatte Einfluss auf die gewaltfreie People-Power-Revolution auf den Philippinen 1986, die Bewegung der Befreiungstheologie in Lateinamerika und den friedlichen Sturz der Diktatur auf Madagaskar. Die Organisation Service for Peace and Justice (SERPAJ), die sie mitbegründete, prangerte unter den schwierigsten Bedingungen die Verletzung von Menschenrechten während der Militärdiktaturen in Brasilien, Argentinien und Chile an.

Hildegard Goss-Mayr ist zutiefst davon überzeugt, dass jeder Mensch ein Gewissen hat, das man erreichen kann. 1968 hielten sie und ihr inzwischen verstorbener Mann Jean Goss ein Seminar über Gewaltfreiheit in einer christlichen Gemeinde in Medellin, Kolumbien, in einem auf einem Berg gelegenen Slum ohne fließendes Wasser ab. In den Wochen und Monaten danach, erzählt sie, entschlossen sich die Frauen der Gegend, sich nicht mehr mit dem Sterben ihrer Kinder aus Mangel an sauberem Wasser abzufinden. “Also gingen sie mit ihren Kindern in das Stadtzentrum hinunter, zu dem schönen Platz mit seinen Brunnen mit klarem Wasser, wo der Wind kleine Pfützen entstehen lässt. Die erste Gruppe fing an, ihre Kinder in einer Pfütze zu waschen. Die reichen Frauen, die wie immer dort vorbeispazierten, schalten sie: ‘Eure Kinder werden sterben, wenn ihr sie in den Pfützen wascht.’ Auf genau diese Reaktion hatten sie gehofft. Die Frauen begannen zu sprechen und erklärten ihre Situation, bis die Polizei kam und sie fortjagte. Aber zehn Minuten später kam eine zweite Gruppe an. Immer mehr reiche Frauen blieben stehen und sprachen mit ihnen. Die Polizei wollte sie verhaften und ein Polizist schlug eine Frau. Aber eine wohlhabende Frau stellte sich zwischen sie und sagte: ‘Wenn deine Frau in dieser Lage wäre, hätte sie dasselbe getan.’ An diesem Tag bildete sich eine Gruppe aus armen und reichen Frauen. Sie gingen zur Stadtverwaltung und hatten Erfolg.” Als das Ehepaar Goss sechs Monate später zurückkam, gab es auf dem Berg bereits fließendes Wasser. “Diese Frauen verstanden die Macht der Gewaltfreiheit. Sie sprachen das Gewissen derer an, denen es besser ging, und sie waren bereit, die Folgen auf sich zu nehmen, ob nun Schläge oder Gefängnis. Und darum waren sie erfolgreich. Eine Schule wurde gebaut und elektrische Leitungen wurden gelegt. Das alles wegen ihres mutigen Vorbilds.”

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