Givânia Maria da Silva (Brasilien)


 

Peacewomen
«Frieden ist nicht individuell, sondern kollektiv. Wir, die Quilombolas, kämpfen für das Recht, auf dem Land zu leben, das unser Volk seit Jahrhunderten vereint. Das Land ist unsere Wurzel, unsere Geschichte.»

Givânia Maria da Silva (geboren 1966) wird mit dem Tode bedroht. Sie lässt sich aber von der Angst, ihr Leben so früh zu verlieren, in einem Land, das bereits Chico Mendes, Dorothy Stang und viele andere Führungsfiguren das Leben gekostet hat, nicht entmutigen. Sie kämpft für die Wiederaufnahme und Legalisierung der Quilombos – säkulare dörfliche Gemeinschaften, die im Geheimen von ehemaligen Sklaven und Sklavinnen organisiert worden waren – und gegen Rassismus. Sie ist Pädagogin und in ihrer zweiten Amtszeit Stadträtin in Salgueiro im Bundesstaat Pernambuco.

Sechs afrobrasilianische Frauen flüchteten sich aus der Sklaverei und erreichten das Hinterland Pernambucos; die Gruppe wuchs und wurde der Ursprung des Quilombo mit dem Namen “Conceição das Crioulas”. 200 Jahre später wurde Givânia Maria da Silva geboren – die erste Frau ihrer Gemeinschaft, die ein Universitätsdiplom (in Kunst und portugiesischer Literatur) erhielt und einen politischen Posten besetzte.
Bis zur vierten Klasse besuchte sie die Grundschule in Conceição das Crioulas. Danach schrieb sie sich für einen Wochenendkurs für laizistische Lehrkräfte ein und unterrichtete in der Gemeinde. Ende der achtziger Jahre schrieb sie mit ihren Schülern und Schülerinnen ein Projekt über die Geschichte Conceição das Crioulas. “Da fanden wir heraus, dass wir ein Quilombo waren.” 1992 organisierte sie mit einigen Freunden und Freundinnen und in Zusammenarbeit mit der Vereinigten Afrobrasilianischen Bewegung das erste Treffen der Afrobrasilianer/-innen des Hinterlandes. 1995 halfen sie in Brasília bei der Organisation des ersten Treffens von Quilombola Vertretern/-innen aus dem ganzen Land. Im Jahr 2000 wurde die Nationale Koordination der Quilombo-Gemeinden (CONAQ) geschaffen, deren Mitkoordinatorin sie ist. Im selben Jahr erhielt Conceição das Crioulas das Eigentumsrecht.
Botschaften wie “wir werden ihren Mund mit Kugeln füllen” schüchtern sie nicht ein. Im Jahr 2000 wurde sie zur Stadträtin gewählt und 2004 wiedergewählt. Conceição das Crioulas, in dem zurzeit um die 3.000 Menschen leben, verfügt über eine Schule, in der die Klassen 5 bis 8 unterrichtet werden, Wassertanks und Gesundheitsprogramme für Familien. Trotzdem leidet die Region in der Dürreperiode unter Wassermangel; für viele Familien gibt es kein Land und für Jugendliche keine Arbeit. “Die Regierung muss den Afrobrasilianern/-innen nicht nur ihr Land zurückgeben, sie muss ihnen auch ein würdevolles Leben ermöglichen.”

Comissão Nacional de Articulação das Comunidades Negras Rurais Quilombolas (CONAQ) (National Coordination of Quilombos Communities) (Nationale Koordination der Quilombo-Gemeinden)
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