Hilda Dias dos Santos – “Mãe Hilda Jitolu” (Brasilien)


 

Peacewomen

«Ein Terreiro des Candomblé ist, per Definition, eine Schule des Lebens.»

Hilda Dias dos Santos, geboren 1923, ist in ganz Brasilien als “Mutter Hilda” bekannt, Ialorixá (höchste Autorität in der Candomblé-Religion) des Terreiro (Ort der Rituale des Candomblé) Ilê Axé Jitolu. Sie erreicht das Zusammenwirken von Religiosität und sozialer Arbeit und hat ein feines Gespür für den brasilianischen Rassismus: “Rassismus ist noch vorhanden, aber heute respektieren die Kaukasier/-innen die Afrobrasilianer/-innen.” Ein Teil dieses Respekts ist das Ergebnis der Arbeit, die Hilda Dias dos Santos über 50 Jahre geleistet hat.

Der Terreiro Ilê Axé Jitolu wurde 1952 durch die Konditorin Hilda Dias dos Santos begründet. Der Terreiro – der Ort, an dem die Rituale des Candomblé, einer aus Afrika stammenden Religion, prakiziert werden – wurde in einer Strohhütte geboren. Angesiedelt auf dem Hügel des Curuzu, im Distrikt Liberdade, unter allen Distrikten von Salvador, Bahia, der am stärksten afrobrasilianisch geprägte, haben Ilê Axé Jitolu und seine Ialorixá nationale Bedeutung.
Mit 82 Jahren erzählt Mutter Hilda die Geschichte, wie sie sich zur Religion der Orixás, der Götter des Candomblé, bekannte: “Als Kind wurde ich immer ohnmächtig. Die Ärzte konnten das Problem nicht lösen. Ich ging zum Candomblé und die Krise war beendet.” Sie heiratete und bekam sechs Kinder. Sie verkaufte viele Speisen an Fabriktoren und Bootsanlegeplätzen. Eines Tages fühlte sie sich bereit, ihr Haus in einen Terreiro für die Ausübung des Candomblé umzuwandeln. Mutter Hilda eröffnete eine Schule für Kinder des Curuzu. Sie bereitete Jungen und Mädchen auf die Religion und das Leben vor. Durch religiöse Aktivitäten und Freizeitangebote stärkte sie die Selbstachtung der afrobrasilianischen Jugend. In einem Raum des Ilê Axé Jitolu entstand 1974 der Ilê Aiyê, eine nur aus Afrobrasilianern und -brasilianerinnen bestehende Gruppe, die die afrikanische Schönheit priesen.
Mutter Hilda baut ihre Bildungsarbeit für Zivilbewusstsein weiter aus. Neben der Grundschule gibt es Schlagzeug- und Tanzunterricht sowie Kurse zur fachlichen Qualifikation. Ein Team beschäftigt sich mit den Notebooks of Education (Bildungshefte), in denen es um afrobrasilianische kulturelle Themen geht. Jetzt wünscht sie sich, dass die Curuzu-Gemeinschaft zu einem “kulturellen Korridor” wird, einem Ort, durch den die afrobrasilianische Kultur von Bahia aus zum Leuchten gebracht wird. Mutter Hilda sagt, “der nächste Schritt wird ein Leben mit Qualität und Frieden sein”.
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