Ute Bock (Oesterreich)


 

Peacewomen

«Es ist unklug, unterprivilegierte Gruppen zu schaffen. Selbst wenn diese Menschen in ihr Heimatland zurückgehen können oder dazu gezwungen werden, ist es doch besser, dass sie hier etwas lernen. »

Jahrelang arbeitete Ute Bock als Sozialarbeiterin und Erzieherin. Anfang der 1990er Jahre begann sie, junge Migranten/-innen zu betreuen. Sie nahm auch minderjährige Flüchtlinge aus Kriegsländern auf, die auf der Suche nach Asyl auf eigene Faust nach Österreich gekommen waren. Für viele jugendliche Migranten/-innen war Ute Bock die letzte Hoffnung. Ihr kleines Projekt hat sich zu einer Gemeinschaft von 50 Wohnungen entwickelt, die über 200 Menschen ein Zuhause bieten. Mehr als 1.000 Migranten/-innen hat sie eine Meldeadresse und Rechtsbeistand geboten, damit ihr Asylverfahren durchgeführt werden konnte.

Ein mit Textmarker geschriebener Zettel an der Tür kündigt an: “hier gehts zu Mama Bock“. Zwei Dutzend Afrikaner und Afrikanerinnen drängen sich in den kleinen Geschäftsräumen in der Wiener Zollergasse, einige surfen im Internet, andere unterhalten sich gemütlich. “Mama Bock“ ist eine Anlaufstelle für sie, ein Platz, an dem sie auf Schutz und Obdach hoffen oder bereits erhalten. Schon bevor dieser Begriff ins Leben gerufen, wurde war Ute Bock Sozialarbeiterin – zu dieser Zeit wurde sie aber noch “Betreuerin” oder ähnlich genannt. Fast hundert obdachlose Asylsuchende, die meisten von ihnen aus Afrika, haben in den von Ute Bock auf eigene Kosten angemieteten Wohnungen Schutz gefunden. Eine große Zahl derer, die in Österreich um Asyl bitten, bekommen weder eine Wohnung noch Verpflegung, keine medizinische Versorgung und erst recht keine Arbeitserlaubnis. Die energische Rentnerin Ute Bock mietet ihnen Wohnungen. Monat für Monat bezahlt sie durchschnittlich 10.000 Euro für Miete, Gas und Strom. Nicht, dass Ute Bock jemals das werden wollte, was sie heute ist! “Mama Afrika“ wird sie von den Fernsehmoderatoren genannt. “Grande Dame der Ausgestoßenen” ist eine andere Bezeichnung der Medien. Oft wird sie aber auch nicht so freundlich empfangen, zum Beispiel, wenn sie Straßenbahn fährt, denn da ist es nicht selten, dass sie von ihren Wiener Mitbürgern/-innen als “Negermama“ beschimpft wird. Und das als eine, die Reggae nicht ausstehen kann! Jetzt aber hört sie ununterbrochen afrikanische Rhythmen in den kleinen Geschäftsräumen. “Ihr macht es nur noch schlimmer!“, scherzt sie, als eine Gruppe junger Afrikaner beginnt, Bob Marley’s “Get Up! Stand Up!” mitzusingen. Afrikanische Küche? “Nie probiert.“ Auch andere Dinge hat sie verpasst: “Ich bin nie dazu gekommen, eine Familie zu gründen.“ Das hat sie zwar nicht – aber dafür hat sie um die tausend Menschen, die sie “Mama“ nennen.

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