Elzita Santa Cruz Oliveira (Brasilien)


 

Peacewomen

«Ich habe meine Kinder zu anständigen und tapferen Menschen erzogen, die das verteidigen, was sie für richtig halten.»

“Wo ist mein Sohn?” Diese Frage von Elzita Santa Cruz Oliveira (geboren 1913) wurde nie beantwortet. In den 1970er Jahren, als Brasilien tief verängstigt und voller Furcht war, stellte sich die Hausfrau Elzita auf der Suche nach dem fünften ihrer zehn Kinder dem Militär entgegen. Sie hat Hunderte von Briefen an Politiker/-innen und nationale und internationale Organisationen für Menschenrechte geschrieben. Sie hat Mütter um sich versammelt, die ihren Schmerz teilen. Elzita symbolisiert alle brasilianischen Mütter, deren Kinder Opfer der Unterdrückung des Militärregimes wurden.

“Alte Zita! Alte Zita!” Wenn Elzita Santa Cruz (92) ihre Familie um sich versammelt, kommt es ihr immer noch vor, als könne sie ihren Sohn hören – der 1974 verschwand. “Er hat mich immer alte Zita genannt.”
Das fünfte ihrer zehn Kinder, Student und militantes Mitglied der Popular Action – eine revolutionäre Organisation der linksgerichteten katholischen Bewegung – verließ das Haus an einem Nachmittag während der Karnevalsfeiern in Rio, um sich mit einem Freund zu treffen. Er kam nie zurück. Es macht Elzita traurig, sich an die Vergangenheit zu erinnern. Sie geht zurück zum Anfang der 1970er Jahre. Damals wurde das friedliche Hausfrauenleben der Tochter eines Zuckerplantagen-Besitzers in Olinda, Pernambuco – eines reichen Mädchens, das zum Heiraten erzogen wurde – von der Grausamkeit der Diktatur erschüttert. 1971 wurde ihre erstgeborene Tochter in Rio verhaftet. Drei Monate lang lief Elzita von Kaserne zu Kaserne. “Als sie mir erlaubten, sie zu sehen, hatte sie Blutergüsse auf ihrem Körper und ihre Nägel waren blau. Sie war gefoltert worden.” Ihre Tochter wurde ein Jahr lang im Gefängnis behalten. Ein anderer ihrer Söhne musste im 4. Studienjahr sein Jurastudium aufgeben und für ein Jahr nach Europa ins Exil gehen.
Drei Jahre später ging Elzita wieder zu den Kasernen, diesmal auf der Suche nach ihrem vermissten Sohn. Es war ergebnislos, daher begann sie, Briefe und Petitionen an Politiker/-innen, Offiziere, Kirchen sowie nationale und internationale Organisationen zu schreiben. Sie hat andere Mütter – die meisten von ihnen verängstigt – zusammengebracht und sie ermuntert, Petitionen zu unterschreiben. Elzita hat bei der Gründung der Bewegung für Amnestie in Pernambuco geholfen, später bei der Gründung der Arbeitspartei im selben Bundesstaat. Sie ging auch nach Argentinien, um die Mütter der Plaza de Mayo zu unterstützen. “Ich hatte nie Angst. Ich würde für ein Kind ins Feuer gehen.”