Dewe Gorode(Neukaledonien)


Peacewomen
  «Um Stress abzubauen, liebe ich es, in mein an der Flussmündung gelegenes Küstendorf zurückzukehren. Ich arbeite auf den Feldern und baue Süßkartoffeln, Gemüse und Blumen an.»

Dichterin, Lehrerin, Politikerin – Déwé Gorodé ist eine führende Unabhängigkeitsaktivistin in dem französichen Pazifikgebiet Kanak/Neukaledonien. Seit über 30 Jahren trägt Déwé zur Friedensschaffung und Selbstbestimmung bei: als Autorin und Dichterin, als Lehrerin und Mitglied der Kanak-Volksschulen-Bewegung, als Leiterin der Unabhängigkeitsbewegung der Nationalen und Sozialistischen Kanak-Befreiungsfront (FLNKS). In den siebziger Jahren wurde sie von den französischen Behörden verhaftet – heute ist sie Vizepräsidentin der Regierung Neukaledoniens.

“Mein politisches Erwachen kam mit 20, im Jahr 1969. Wir jungen Leute sprachen über unser Erbe als Kanak, dem 1853 von den Franzosen kolonialisierten indigenen melanesischen Volk. Die Woche vor meinem Studienbeginn in Frankreich war voller Erlebnisse, die mein Verständnis des Kolonialismus entfachten und mich auf einen künftigen politischen Pfad für mein Volk als Schriftstellerin, Lehrerin und Unabhängigkeitsaktivistin brachten. Mein Cousin war gerade vom Militärdienst in Frankreich zurückgekehrt. Er lud mich zu einem politischen Treffen über unser Land und unsere Zukunft ein, organisiert von einem von den Mai-Unruhen 1968 stark beeinflussten Kanak-Universitätsabsolventen. Auf dem Weg kamen wir im Vallée des Colons an einem großen Haus vorbei. Mein Cousin fragte: ‘Wem gehört das Haus?’ Ich antwortete: ‘Natürlich denen, die dort leben.’ ‘Aber auf wessen Land steht es?’ Und ich begriff: Es war das Land unseres Volkes. Mein Cousin: ‘Deswegen gehen wir zu dem Treffen!’ Der Raum war voller Männer, vorne der Absolvent mit dem symbolischen roten Tuch der Foulard-Rouge-Bewegung. Ich war die einzige Frau. Ich hatte das Gefühl, ich sollte gehen, aber ein alter Mann bot mir einen Sitz an. Also lauschte ich ihren Gesprächen über Kolonialismus, das Land, den Stolz auf unsere melanesische Kultur und unser Erbe und den Handlungsbedarf. Ich sollte mit einem Freund zusammen nach Montpellier reisen, aber er und der Uni-Absolvent wurden nach einem Streit mit französischen Siedlern verhaftet. Alleine wollte ich nicht reisen, doch in derselben Woche sagten mir ein Taxifahrer und ein französischer Arzt, dass die Kanak ausgebildet werden müssten, um ihr Land zu führen. Also ging ich. Das Studentenleben war nach Mai 1968 in Aufruhr: Jede marxistische Gruppe verteilte Faltblätter; es gab Proteste, Debatten, Streiks. Es war eine Zeit des Antikolonialismus, obwohl die Franzosen von meinen Inseln nichts wussten.”

Government of New Caledonia (Regierung Neukaledonien); Parti de Libération Kanak (PALIKA);
Nuclear Free and Independent Pacific Movement (NFIP) (Bewegung für einen Nuklearfreien und Unabhängigen Pazifik)
Ozeanien | Neukaledonien

This post is also available in English.