Zainah Anwar(Malaysia)


Peacewomen
  «Ich möchte gerne in einer Gesellschaft leben, die unsere Vielfalt und unsere Unterschiede ehrt und sie als Bereicherung und nicht als Bedrohung ansieht.»

Mit einer Frauengruppe wollte Zainah Anwar herausfinden, ob es stimmte, dass der Islam Frauen diskriminiert. Sie lasen den Koran und fanden, dass er Gerechtigkeit, Gleichheit, Würde und Freiheit befürwortet. Also gründeten sie die Schwestern im Islam (SIS), eine Organisation für Frauenrechte im Islam. Mit dem Rechtshilfezentrum des Malaysischen Anwaltsrats eröffnete die Gruppe eine juristische Sprechstunde, die etwa 700 Klientinnen im Jahr betreut. Sie unterhält eine Zeitungskolumne für Rechtsberatung und führt Lehrveranstaltungen, öffentliche Bildungsprogramme und Schulungen im islamischen Frauenrecht durch.

“Wir wuchsen mit der Vorstellung auf, dass Gott gerecht ist, dass der Islam eine gerechte Religion ist”, sagt Zainah Anwar, Gründungsmitglied und Geschäftsführerin der NGO Schwestern im Islam (SIS), die sich in Malaysia niedergelassen hat, wo Muslime die Mehrheit der Bevölkerung bilden. “Plötzlich, als Erwachsene, wurden wir mit der Realität des gelebten Islam konfrontiert, der Frauen diskriminierte und unterdrückte. Es war schwer für uns als gläubige und denkende Menschen zu glauben, dass Gott es je gewollt hätte, die Hälfte der Menschheit zu diskriminieren.” Das spornte Zainah Anwar und ihre Freundinnen an, sich dem Koran zuzuwenden und zu ermitteln, ob dieser den Frauen gegenüber wirklich ungerecht war. Sie fanden dort Verse, in denen von Gnade, Mitgefühl und Gerechtigkeit die Rede war und davon, dass Frauen und Männer einander als Freund/-innen und Hüter/-innen beschützen sollten.
Für die Frauen war das Beharren des Korans auf Gerechtigkeit, Gleichheit und Würde eine erfrischende und befreiende Entdeckung. “Uns wurden die Augen dafür geöffnet, dass diese Diskriminierung im Namen des Islam eher an einer Interpretation des Textes als am Text selbst lag”, sagt sie und fügt hinzu, dass ihnen so Mut gemacht wurde, der Öffentlichkeit ihre Ansichten mitzuteilen. Nach diesem Erwachen war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die SIS 1990 formell eingetragen war. “Wir wussten, dass wir das Recht einfordern und einen öffentlichen Raum für eine öffentliche Diskussion islamischer Themen schaffen mussten”, stellt sie fest, “und Muslime und die Öffentlichkeit auch darin unterweisen, dass, wenn der Islam als eine Art Gesetz und Instrument der öffentlichen Ordnung angewendet wird, um das private und öffentliche Leben der Bürger/-innen zu regeln, jede/-r das Recht hat, sich mit dem Islam zu beschäftigen, um klarzustellen, welche Auswirkungen er auf uns als Bürger/-innen dieses Landes hat.”

Sisters in Islam (SIS) (Schwestern im Islam)
Südostasien | Malaysia

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