Pervin Buldan (Türkei)


 

«Unser Kampf ist hart und voller Leid. Aber es gibt unbeschreibliche Momente, die so viel Kraft und Hoffnung geben. Diese Momente lassen uns nach dem Fallen wieder aufstehen. »

Pervin Buldans politisches Leben begann, als ihr Mann am 3. Juni 1994 ermordet wurde. Seine Tötung brachte ihr den in der Türkei geführten, gemeinen Krieg ins Bewusstsein. Als erstes trat sie den Samstags-Müttern bei, den Verwandten derer, die verschwunden waren. Dann arbeitete sie für Mag-der, ein Verband zum Beistand dieser Verwandten, der anschließend vom Staat verboten wurde. Trotz vieler Schwierigkeiten wurde 2002 das Zentrum Yakay-der für die Unterstützung von Familienmitgliedern gewaltsam Verschwundener gegründet und Pervin wurde Vorsitzende. Sie ist auch die Mutter zweier Kinder.

“Die Türkei braucht Frieden. Trotz aller Trauer und Aggressionen haben die Menschen den Kampf für den Frieden niemals aufgegeben. Die Menschen in diesem Land haben so viel Schmerz erlitten und so viel Blut vergossen. Dörfer wurden zerstört, Menschen aus ihren Häusern, von ihrer Erde vertrieben. Kinder verloren ihre Väter. Frauen, die für Frieden und Einheit kämpften, wurden angegriffen. Ein liebender und fühlender Mensch zu sein war verboten. Trotz alledem wollen wir nicht, dass irgendjemand sonst dieses Elend erleben muss. Das Einzige, was uns Kraft gibt und uns erlaubt weiterzumachen, ist unser Kampf und unsere Sehnsucht nach Frieden. Wir glauben, dass dieses Land Liebe braucht. Es braucht Einigkeit. Es muss frei sein von Feindseligkeit und Tötungen unter Geschwistern. Unser gemeinsames Leben und unsere Geschichte hat uns das gelehrt. Unsere Geschichte lehrt uns, gemeinsam in Frieden zu leben. In einer demokratischen Türkei zu leben, ist der Traum aller. Wir müssen diese Sehnsucht in die Praxis umsetzen: eine demokratische Türkei, die die Kurdenfrage gelöst hat; in der sich jeder Mensch ohne Hemmung frei äußern kann, wo ungeklärte Morde gelöst werden und die Täter der Justiz übergeben werden – das ist unsere gemeinsame Sehnsucht.
Unser Kampf ist hart und voller Trauer. Aber es gibt unbeschreibliche Momente, die so viel Kraft und Hoffnung geben. Diese Momente lassen uns nach einem Fall wieder aufstehen. Das Feuer der Hoffnung in den Augen der Mütter, als wir alle Akten ungeklärter Mordfälle in der Türkei zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte schickten, hat Feuer in unseren Herzen entfacht. Wie es auch die Frauen und Kinder tun, die applaudierten und uns begrüßten, als wir eine Spende von 6.000 Kleidungsstücken zum Dorf Kirkkoyun in Diyarbakir brachten. Das sind Momente, die uns zeigen, dass unser Kampf nicht umsonst ist. Sie geben uns die Kraft, weiterzumachen.”

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