Alma Suljevic (Bosnien-Herzegowina)


 

Peacewomen

«Ich bin über jede Münze [die für die Minenräumung gesammelt wurde] froh und ich denke dann, wieviele Quadratmeter wir mit dem Geld räumen können. »

Alma Suljevic ist “Landminen”-Künstlerin. Sie lebt in Sarajevo, Bosnien-Herzegowina. Während und nach dem Krieg (1992 – 1995) arbeitete sie als Minenräumerin. Sie ist Performance-Künstlerin und Bildhauerin und nutzt ihre Kriegserfahrungen als Grundlage ihrer künstlerischen Arbeit. Gegenwärtig ist Alma Professorin an der Kunstakademie in Sarajevo. Sie stellt ihre Arbeiten in ganz Europa aus und weckt damit das Bewusstsein für die Gefahr von Landminen. Sie sammelt auch Geld für das Minenräumen.

Alma Suljevic wurde 1963 in Kakanj, einer kleinen Bergwerksstadt in Zentralbosnien, geboren. Sie wuchs in Sarajevo auf und lebt seitdem dort, auch in der Zeit der Kämpfe. Heute ist sie Professorin an der Kunstakademie in Sarajevo, wo sie auch ihren MA in Bildhauerei machte. Der Professor, bei dem sie Examen gemacht hatte, wurde von einer Granate getötet, die im Juni 1992 aus einer serbischen Stellung in der Nähe der belagerten Stadt Sarajevo abgefeuert worden war. Während des Krieges schuf Alma Suljevic eine Skulptur, die Freiheit und Hoffnung symbolisiert. Diese Skulptur ist bei den Bürgerinnen und Bürgern des größten, modernsten Konzentrationslagers in der Geschichte der Menschheit unvergessen. Es ist eine Skulptur, die aus einer Straßenbahn gemacht ist, die 850 Tage lang in Skenderija (im Zentrum Sarajevos) stehen gelassen worden war, dem Ort der heißesten Schlacht im Mai 1992. Dieses Kunstwerk ist laut Professor Tvrtko Kulenovic “der Höhepunkt der Kreativität innerhalb des belagerten Sarajevo”.
Nach dem Krieg arbeitete Alma an Skulpturen, die weithin als “Blutendes Gras” bekannt wurden, als sich plötzlich in Zenica eine Tragödie ereignete: Eine Rückkehrerfamilie verlor alle ihre Kinder. Eine Landmine tötete die zwei Söhne und eine Tochter. Von nun an engagierte sich Alma aktiv bei dem Problem von Minen und Minenfeldern in ihrer Umgebung. Sie wollte nicht durch Kunst Wunder wirken, sondern sie wünschte sich, dass nie wieder ein Kind getötet würde. Zuerst zeichnete und markierte sie Landkarten, aber das genügte ihr nicht. Sie wollte mehr tun: auf das Thema der Todesfelder mitten in der Stadt kritischer hinweisen. Mit der Videoarbeit “Elektra 98″ begann ihr Engagement für das Räumen von Landminen in ihrem Land. Ihre Kunst veranlasst die Menschen, durch schmerzhafte Bewusstseinsstadien hindurchzugehen: Sie wissen nicht, sie wollen nicht wissen, sie müssen hinsehen.

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