Hatidza Mehmedovic (Bosnien-Herzegowina)


 

Peacewomen

«Mit den Toten kehren auch wir nach Srebrenica zurück.»

Hatidza Mehmedovic’ Mann, zwei Söhne und Brüder wurden ermordet, als Serben 1995 die unter UN-Schutz stehende Stadt Srebrenica angriffen. Sie und andere überlebende Mütter des Massakers in Srebrenica ermutigen und motivieren Organisationen und Einzelne dazu, den Überlebenden zu helfen. Sie arbeitet daran, die Wahrheit über die Schicksale der Opfer aufzudecken, und versucht, Rückkehrern/-innen bei der Verbesserung ihrer Lebensumstände zu helfen. Sie ermutigt Bosnier und Serben zur Versöhnung und zum Zusammenleben, weiß aber, dass dies nur dann geschehen kann, wenn die Kriegsverbrecher verhaftet und vor Gericht gestellt wurden.

Bis 1992 der Krieg in Bosnien-Herzegowina anfing, lebte Hatidza Mehmedovic mit ihrer Familie friedlich in einem Dorf nahe Srebrenica im nordöstlichen Bosnien. Nachdem serbische Truppen ihr Dorf niedergebrannt hatten, floh Hatidza mit ihrer Familie nach Srebrenica, wo sich mehr als 40.000 bosnische muslimische Flüchtlinge sammelten. Hatidza lebte unter verzweifelten Flüchtlingen, die dringend Nahrungsmittel und andere Hilfe brauchten. Nach dreimonatiger Belagerung gingen der ehemals reichen Bergwerksstadt Strom und Trinkwasser aus. Viele starben an behandelbaren Wunden und Infektionen. Um einer Hungersnot zuvorzukommen, ließ der UN-Kommandeur in Bosnien, Phillipe Morillon, Nahrungsmittel an Fallschirmen abwerfen. Er und ein kleiner Konvoi von UN-Soldaten passierten die serbische Front und kamen nach Srebrenica, um mit den muslimischen Führern über die Demilitarisierung von Srebrenica zu sprechen. Als Morillon am Tag darauf abreisen wollte, hielt ihn eine Gruppe von Frauen und Kindern unter der Leitung von Hatidza, die zu einem Symbol des Widerstands geworden war, fest. Sie sagte zu dem General: “Wenn Sie versprechen können, die Stadt zu schützen, lassen wir Sie wegfahren!” Morillon sagte: “Ihr steht jetzt unter UN-Schutz. Ich werde nicht zulassen, dass ihr leidet.” Daraufhin wurde Srebrenica zur UN-Sicherheitszone erklärt. Zwei Jahre später jedoch, im Juli 1995, erlebte Srebrenica die größte Massentötung seit dem Zweiten Weltkrieg, begangen von serbischen Soldaten unter General Ratko Mladic. Gemeinsam mit mehr als 30.000 anderen suchten Hatidza und ihre Familie Sicherheit bei niederländischen Soldaten einer UN-Basis. Sie verbrachten drei Tage und Nächte auf freiem Feld. Am 13. Juli trennten die Serben auf Befehl von Mladic Männer und Frauen. Bis heute weiß Hatizda nichts über das Schicksal ihrer Söhne, ihres Mannes und anderer männlicher Verwandter.

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