Zuleikhan Bagalova (Russische Föderation)


 

«Jene, die versuchen, die Wahrheit über Tschetschenien zu verschleiern, wollen auch verschleiern, dass die Arbeit der Menschenrechtsorganisationen sich gegen den Krieg und nicht gegen die Russen/-innen richtet.»

Suleichan Bagalowa (geboren 1945) ist Hauptdarstellerin am Tschetschenischen Theater. Sie ist Trägerin der Ehrentitel “Volksschauspielerin von Tschetscheno-Inguschetien” und “Verdiente Schauspielerin der Russischen Föderation”. Für ihre Theatererfolge wurde sie mit dem Orden “Zeichen der Ehre” ausgezeichnet. Schon zu Sowjetzeiten hat sie sich für soziale Fragen engagiert und wurde drei Mal in den Obersten Sowjet Tschetscheno-Inguschetiens gewählt. Seit 1995 leitet sie das LAM-Zentrum für die Wiederbelebung der tschetschenischen Kultur, humanitäre Hilfe und Einsatz gegen den Krieg in Tschetschenien.

Tschetscheniens Theater was Suleichans Leben. Sie selbst war Hauptdarstellerin und Regisseurin. Ihr Freundes- und Verehrerkreis war groß. Der Krieg machte aus ihrem sonnigen Grosny einen Trümmerhaufen, ihr Publikum war entweder tot oder in die ganze Welt verstreut. In den schrecklichen Stunden der Luftangriffe und Artilleriefeuer wollte sie bei den Lebenden bleiben und völlig anders leben, die ganze Welt lieben und jeden Augenblick wertschätzen. Als sie durch die Straßen ging, konnte sie ihre Stadt und deren Menschen nicht wiedererkennen: Es waren andere Gesichter, grau, düster, unglücklich.
Suleichan wollte etwas tun, um dieses quälende Leben zu ändern, ihm Farbe und Freude einhauchen. Sie kam auf die Idee, die Kräfte vieler Menschen zu vereinen – Schreibende, Studierende, Heilende und Schauspielende -, um die tschetschenische Kultur wiederzubeleben und bekanntzumachen. Das LAM-Zentrum war geboren. Die ersten Großprojekte waren der Videofilm “Vaynakh Lieder” und das Buch “Tschetschenien: Das Recht der Kultur”.
Doch dann brach ein neuer, noch blutigerer Krieg aus. Suleichan musste nach Inguschetien. Ihre Heimatstadt, ihr Theater, ihre Freunde und Freundinnen – alles blieb in diesem grausamen Krieg zurück. In Tschetschenien war es nicht nur gefährlich, öffentlich über irgendetwas zu sprechen – geschweige denn zu protestieren – sondern überhaupt zu leben.
In Inguschetien begann ein neues Leben für Suleichan, und sie beschloss, es jenen zu widmen, die in Tschetschenien geblieben waren, den Flüchtlingen und den Kriegsopfern. Das LAM-Zentrum setzte seine Arbeit fort und nahm eine entschiedene Haltung gegen den Krieg ein. Die Organisation erklärte als eine der ersten öffentlich ihre Position gegen den Krieg, unterstützte Flüchtlinge vor Gericht, führte humanitäre Aktionen durch und gab ein Antikriegsbulletin heraus. Hinter all dem stand Suleichan, die bekannte Schauspielerin und Friedensaktivistin.

LAM – Center for Complex Research and Popularization of Chechen Culture (LAM – Zentrum für umfassende Studien und Verbreitung der Tschetschenischen Kultur)
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