Nandita Haksar (Indien)


Peacewomen

«Als Feministin, die sich mit Menschenrechtsfragen beschäftigt, war Nandita mit ideologischen Problemen konfrontiert. Ihr war wichtig, zwischen den damals parallel verlaufenden Bewegungen Synergie zu erzeugen.»

In ihrer 30-jährigen Arbeit als Feministin und Menschenrechtsanwältin hat Nandita Haksar (geb. 1955) die Entwicklung einer auf Rechte basierten Perspektive auf politische Themen gefördert. Ihre Anklage von Menschenrechtsverletzungen durch Sicherheitskräfte im Nordosten und ihre Bemühungen für die Naga-Untergrundbewegung waren wegweisend. Sie hat für politische Dissidenten/-innen kein richterliches Mitleid geweckt, sondern die Sicht des Gerichts auf Menschenrechte verändert. Außerdem hat sie entscheidend dazu beigetragen, den Spalt zwischen feministischer und Menschenrechtsbewegung in Indien zu schließen.

Tief von der feminsitischen Bewegung der 1970er Jahre geprägt, hat Nandita Haksar den Bedarf nach einer feministischen Anwältin erkannt und zu einem Zeitpunkt begonnen, Jura zu studieren, als es kaum Juristinnen, geschweige denn feministische Juristinnen gab. Ihr Schwerpunkt als Anwältin waren Menschenrechtsverletzungen, die von indischen Sicherheitskräften im Nordosten des Landes verübt wurden. Nandita hat in Indien die Frage nach dem Recht auf Selbstbestimmung aufgegriffen. Sie hat die Nagaland-Akten, die die Naga-Untergrundbewegung erstmals ins Blickfeld rückten, miteditiert. Ihr Engagement in dieser Frage hält an; gleichzeitig ist sie für mehrere Menschenrechtsorganisationen tätig, war in dem Indo-Naga-Friedensprozess Zeugin der Verteidigung und arbeitete 1987 als Geschäftsführerin des Bürgerverbandes für Demokratische Rechte.
Nandita erkannte auch, dass die Naxaliten und ihre Weltanschauung komplett missverstanden wurden und selbst die Folter von Naxaliten als rechtens galt. Sie forderte von den Gerichten kein juristisches Mitleid, sondern eine Änderung der herrschenden Vorstellungen von Menschenrechten. Es war sehr schwierig zu erreichen, dass die Naga-Aufständischen in die Schlichtungs-Verhandlungen miteinbezogen wurden, und die Vorstellung, Naxaliten seien ausschließlich als Kriminelle zu sehen, abzuschaffen. Nandita hat auch auf internationaler Ebene zu Flüchtlingsrecht, vor allem von politischen Flüchtlingen, gearbeitet.
Da sie es in ihrer Arbeit mit mächtigen politischen Gegnern zu tun hatte, wurde Nandita ständig überwacht, ihr Telefon wurde abgehört und ihr Leben ist bis heute bedroht. Sie wurde auch von der Armee überfallen, weil sie deren Gräueltaten im Nordosten angeprangert hatte. Aber Nanditas Kampf war es wert, weil ihre Arbeit entscheidend zu der Entwicklung einer feministischen und auf Rechte basierenden Perspektive auf komplexe politische Themen beigetragen hat.

Supreme Court of India (Oberster Gerichtshof Indiens)
Südasien | Indien

 

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