Anonyma (International)


 

«Auch wenn man mir eine bessere Welt schenken wollte, würde ich ablehnen. Mein Zuhause ist bei denen, die keine Rechte haben – Frauen, Kinder und Männer.»

Sie heißt Anonyma und verkörpert all jene Frauen, die wir nicht erreichen oder deren Namen wir aus Angst, ihre Arbeit zu gefährden, nicht veröffentlichen konnten. Anonyma könnte einer Randgruppe angehören. Vielleicht ist sie Landwirtin, die um Land und sauberes Wasser kämpft. Vielleicht ist sie Wissenschaftlerin, die Missbrauch veröffentlicht, Friedensmahnwachen organisiert und deren Leben bedroht wird. Sie macht Gewalt für andere sichtbar. Anonyma ist gleichbedeutend mit Mut, friedlicher Aktion und Zukunft. Wer oder wo sie auch sein mag, sie lebt in einer Welt, in der Friedensarbeit gefährlich ist.

Anonymas Lebensgeschichten sind sehr verschieden. Vielleicht wurde Anonyma in einem Land geboren, in dem sie nie willkommen war, da sie einer Minderheit angehört. Es gab Schulen in diesem Land, aber nur für andere. Ausbildungseinrichtungen blieben ihr verschlossen. Es gab bezahlte Arbeit, aber nicht für sie. Sie hatte keine Rechte. Ihre Schwestern und Mütter, die ihr vorausgingen, ebenso wenig. Sie mag geschlagen und ausgebeutet worden sein. Jahre später, verheiratet, Mutter, Opfer von Schlägen, Hunger und Aggression, traf sie Frauen, die im gleichen Teufelskreis gefangen waren. Oft heimlich und in Todesangst kämpften sie, um aus ihrer schrecklichen Ausgrenzung und Entrechtung, Ausbeutung und dem Analphabetismus auszubrechen.
Oder vielleicht lebt Anonyma in einem Land X. Ihre Friedensarbeit veranlasste uns, sie und ihr Netzwerk um Ernennung von Friedensfrauen zu bitten. Die politische Situation in X war zu dieser Zeit außerordentlich unbeständig und gefährlich. Bei ihrem ersten Treffen explodierte in der Nachbarschaft eine Bombe. Niemand wurde verletzt, aber es war klar, dass es Menschen gab, die alles tun würden, um Anonyma und andere vom Beitritt zu einem internationalen Netzwerk und den 1.000 Friedensfrauen abzuhalten. Sie weigerten sich, sich einschüchtern zu lassen. Um ihre Arbeit fortführen zu können, nominierten sie niemanden.
Andererseits könnte Anonyma eine junge Frau sein, die Kinder aus zerbombten Häusern rettet. Sie findet, sie sollten zur Schule gehen, da Kinder Recht auf Bildung haben, sogar zu Kriegszeiten. Sie und die Kinder wenden List an, um die zerstörte Schule zu erreichen. Die Kinder lesen und schreiben, sie singen leise, dass feindliche Soldaten sie nicht hören. Anonyma ist sich der Gefahr bewusst, doch ist sie mutig, für die Kinder und ihr zerrüttetes Land. Sie wird gefasst, vergewaltigt und gefoltert. Dennoch hält sie durch – Kinder haben ein Recht auf Bildung.
International | International

This post is also available in English.