Erni Friholt (Schweden)


 

Peacewomen

«Wir brauchen eine Entwicklung, die auf der Grundlage der Achtsamkeit gegenüber den verschiedenen Traditionen und Kulturen, gegenüber Menschen und Natur vorangetrieben wird. »

Erni Friholt ist seit 37 Jahren Aktivistin für Frieden und Friedenspädagogik, Frauenrechte und Solidarität im In- und Ausland: auf dem Balkan, in Bangladesch, Indien und Äthiopien, und zwar als Journalistin, Sprecherin, Freiwillige, Projektleiterin, Demonstrantin und Organisatorin eines alternativen Solidaritätscafés mit fair gehandeltem Kaffee. Viele Jahre war sie Herausgeberin der Frauenzeitschrift “Vi Mänskor” (Wir Menschen) der Föderation Linker Schwedischer Frauen und deren Vorsitzende. Sie nahm an vielen internationalen Frauenkonferenzen, Friedensmärschen und Friedensorganisationen teil.

In Ernis und Olas Solidarischem Sommercafé gibt es von Erni am frühen Morgen gebackenen Kuchen. Einen Rosa-Luxemburg-Kuchen mit Rum, einen mit Baiser und Mandeln, den sie Amandla Mandela nennt, ein Kuchen mit Nüssen und Sahne, der Mahatma-Gandhis-Traum heißt, und ein selbstgebackenes, nach der feministischen Autorin Elin Wägner genanntes Roggenbrot. Die Texte dazu auf handgeschriebenen Zetteln informieren die Gäste über die Namensgeber/-innen.
Seit den 1990er Jahren gibt es auch den Zitzer-Kuchen mit roten Johannisbeeren. Wie kam das? Während des Krieges zwischen Serbien und Kroatien wurden 200 Männer aus Tresnjevac in der Provinz Vojvodina in Nordserbien zum Militärdienst einberufen. Vom Dorfschulleiter und den Frauen veranlasst, entschieden sich die Einberufenen, nicht zu folgen. Sie weigerten sich, ihre Landsleute zu erschießen, nur weil machthungrige Politiker/-innen das wollten. In der Dorfpizzeria Zitzer wurde ein Friedenslager aufgeschlagen. Die Regierung in Belgrad befahl, dass Panzer das Dorf einschließen sollten. Das Friedenslager bestand zwei Monate. Danach erklärte das Dorf seine Unabhängigkeit von Belgrad und nannte sich “Zitzer Spirituelle Republik ohne Territorium, eine Gemeinschaft von Menschen, die Frieden wollen.” Erni fuhr mit ihrem Mann hin, um etwas über die lokale Friedensbewegung zu erfahren und um die Lügen über die angebliche Gewalttätigkeit der Serben/-innen zu widerlegen. Sie waren vom Geist des Friedens, der dort herrschte, beeindruckt und unterstützten die Bevölkerung. Im Herbst 1995 eröffnete die Friedensbewegung auf der Insel Orust in Schweden ein Zitzer-Konsulat. In Tresnjevac erhielten Erni und Ola 2001 als Zitzer-Konsuln auf Orust den Pro-Urbe-Preis, eine Ehrung derer, die dem Ort in der Notzeit geholfen hatten. Heute gibt es die Zitzer-Republik nicht mehr, aber sie lebt in Ernis Herzen weiter. Das Schild “Zitzer-Konsulat” hängt noch an ihrem Haus.

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