Eva-Elvira Klonowski (Island)


 

Peacewomen

«Aus dem Herzen zu arbeiten verleiht mir Mitgefühl mit den Toten und ihren Familien; ich versuche, die verlorenen Identitäten wiederherzustellen und im Sinn derer zu handeln, die ihres Lebens beraubt wurden.»

Dr. Eva-Elvira Klonowski immigrierte 1981 nach Island, nachdem in ihrem Heimatland Polen das Kriegsrecht ausgerufen wurde. Als leitende Expertin auf dem Gebiet der forensischen Anthropologie war sie Teil des ersten Teams, das vom Internationale Strafgerichtshof für das Ehemalige Jugoslawien (ICTY) zusammengestellt wurde, um die menschlichen Überreste aus Massengräbern zu exhumieren und zu identifizieren. Seit 2001 arbeitet sie für die Internationale Kommission für Vermisste Personen (ICMP), einer zwischenstaatlichen Organisation, die sich mit den Fällen von Vermissten aus den Balkankriegen beschäftigt.

Im Dezember 1981, als Eva-Elvira Klonowski mit ihrem Ehemann und ihrer kleinen Tochter Urlaub machte, rief die polnische Regierung unter General Jaruzelski das Kriegsrecht aus. Die polnischen Grenzen wurden geschlossen und jegliche Kommunikation mit der Außenwelt unterbunden. Die junge Familie wurde zu “versehentlichen” Flüchtlingen und landete 1982 schließlich in Island.
Durch ihre Arbeit am Institut für Gerichtsmedizin in Reykjavik hat sich Eva-Elvira auf das Gebiet der neu enstehenden forensischen Anthropologie spezialisiert. Der Wendepunkt in ihrer Laufbahn kam im Sommer 1996: In dem Dorf Kalesija wurden die ersten vier Massengräber im ehemaligen Jugolawien entdeckt. Eva-Elvira wurde vom Internationalen Strafgerichtshof für das Ehemalige Jugoslawien (ICTY) in dem forensischen Projekt angestellt, in dem die Überreste der Körper aus den Massengräbern exhumiert und identifiziert wurden. Sie und ihr Team arbeiteten unter schwierigen Bedingungen und ertrugen den allgegenwärtigen Leichengeruch, während sie in einer ausgebombten Kleiderfabrik arbeiteten, die in ein provisorisches Leichenschauhaus umgewandelt worden war. Auf Anfrage der Internationalen Kommission für Vermisste Personen verfasste Eva-Elvira 1996 einen Bericht über den aktuellen Stand der gerichtsmedizinischen Einrichtungen in Bosnien-Herzegowina. Nachdem sie 1997 nach Island zurückgekehrt war, arbeitete sie bis 2000 ehrenamtlich für die Bosnische Staatskommission zur Ermittlung Vermisster Personen. Im Oktober 2000 half sie vielen Familien, ihre vermissten Angehörigen zu identifizieren, was es den trauernden Familien ermöglichte, ihre Verwandten endlich angemessen begraben zu können.

International Criminal Tribunal for Former Yugoslavia (ICTY) (Internationaler Strafgerichtshof für das Ehemalige Jugoslawien)
International Commission on Missing Persons (ICMP) (Internationale Kommission für Vermisste Personen)
International | Island

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